krebsgesellschaft.de, 24.06.2015

ASCO 2015

Duale Anti-HER2-Therapie bei mCRC

HER-2 spielt als prädiktiver Biomarker und Zielstruktur der Therapie bisher vor allem beim Mamma-und beim Magenkarzinom eine Rolle. Bei der Therapie  des metastasierten Brustkrebs konnte gezeigt werden, dass die duale Blockade des HER2-Rezeptors mit Trastuzumab und Lapatinib eine hoch effektive Therapieoption darstellt. [1] Während der monoklonale Antikörper Trastuzumab an die extrazelluläre Domäne des HER2-Rezeptors bindet, blockiert der Tyrosinkinase-Inhibitor Lapatinib die Kinase-Aktivität am HER2-Rezeptor intrazellulär. Die HERACLES-Studie prüfte die Wirksamkeit dieses Ansatzes bei Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) mit HER2/neu-Expression oder Amplifikation [2]

In die Phase-II-Studie wurden Patienten mit mCRC und KRAS (Exon2) - Wildtyp eingeschlossen, bei denen Standard-Chemotherapien sowie gegen den EGFR-gerichtete Behandlungen versagt hatten. Der Tumor musste HER2/neu-positiv (HER2/neu+) sein; der Nachweis erfolgte mittels Immunhistochemie (3+) alleine oder (bei 2+) mittels zusätzlicher in-situ-Hybridisierung (FISH). Lapatinib wurde einmal täglich oral, Trastuzumab einmal wöchentlich i.v. verabreicht.

Primärer Endpunkt war die objektive Ansprechrate (ORR=komplette + partielle Remission). Das Ansprechen wurde alle 8 Wochen nach RECIST v1.1. erhoben. Die explorative Phase II-Studie definierte als Wirksamkeit der Therapie, wenn 6 von 27 Patienten auf die Therapie ansprechen würden. Sekundäre Studienziele waren die Zeit bis zur Progression und die Verträglichkeit.

Insgesamt wurden 849 mCRC-Patienten mit KRAS (Exon2) - Wildtyp gescreent. Bei 46 Teilnehmern (5,4%) war das Tumorgewebe HER2/neu „positiv“; bei 18 (75%) zeigte dies der IHC-Score 3+. Die Daten von 23 Patienten konnten ausgewertet werden. Das mediane Alter lag bei 63 (40-86) Jahren; 21 Patienten waren männlich. Im Median hatten die Teilnehmer 5 vorhergehende Therapien erhalten (Spanne: 3-8), bei 83% waren es mehr als 3 Therapielinien.

Im Ergebnis wurde der primäre Endpunkt erreicht: 8 von 23 Patienten zeigten ein objektives Ansprechen. Ein Patient (4,3%) hatte eine komplette, 7 eine partielle Remission (30,4%), die Ansprechrate lag damit bei 34,7%. Die Dauer des Ansprechens betrug zwischen mehr als 8 und mehr als 55 Wochen. Bei weiteren 7 Patienten (30,4%) konnte eine Krankheitsstabilisierung von mehr als 4 Monaten erreicht werden. Bei nur fünf Patienten (21,7%) erfolgte nicht mindestens eine Krankheitsstabilisierung. Im Median vergingen 5,5 Monate bis zum Fortschreiten der Erkrankung (HER2/neu 3+: 7,3 Monate; HER2/neu 2+/FISH+: 4,2 Monate).

Die beobachteten Nebenwirkungen waren überwiegend von Grad 2: hauptsächlich Diarrhoe (70%), Hautausschlag (57%) und Fatigue (43%). Es gab 3 Fälle von Fatigue und einen Fall von Hautausschlag jeweils Grad 3. Die Compliance war insgesamt sehr gut: Es gab keine Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen; mehr als 50% der Patienten mit Remission blieben mehr als 6 Monate unter Therapie.

Fazit:
Die Studie zeigt, dass die HER2/neu-Expression bzw. Amplifikation auch beim mCRC ein therapeutisch relevanter Biomarker ist. Zwar war die Rate an HER2/neu-positiven Tumoren in der vorliegenden Studie mit 5% gering, jedoch weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die duale Anti-HER2-Therapie für diese – hier stark vorbehandelte - Patientenpopulation ein wirksames Therapieprinzip darstellen kann. Zudem war die Kombination gut verträglich. Die Autoren empfehlen, diese Kombination in weiteren Studien in früheren Therapielinien zu evaluieren..

In Zusammenarbeit mit Prof. Dirk Arnold, Freiburg

(red)

Quellen:
[1] Blackwell KL, Burstein HJ, Storniolo AM, et al. (2012) Overall Survival Benefit with lapatinib in Combination with Trastuzumab for patients with Human Epidermal Growth Factor Receptor 2-Positive Metastatic Breast Cancer: Final Results From the EGF 104900 Study. J Clin Oncol 30:2585-2592

[2] Siena S et al. Trastuzumab and lapatinib in HER2-amplified metastatic colorectal cancer patients (mCRC): The HERACLES trial. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr 3508); oral presentation