krebsgesellschaft.de, 11.05.2012

DGP 2012

Amrubicin beim SCLC

Bessere Lebensqualität unter Amrubicin in der Zweitlinie beim SCLC

Im Rahmen der ACT-1-Studie hat eine internationale Forschergruppe untersucht, inwieweit Amrubicin dem Vergleich mit Topotecan in der Rezidivbehandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC) hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Lebensqualität Stand hält [1]. Die neuen Ergebnisse zur Lebensqualität wurden auf der 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Nürnberg vorgestellt.

Amrubicin ist ein Anthrazyklin der dritten Generation, das die Topoisomerase II hemmt. Derzeit wird Amrubicin für verschiedene solide Tumoren erprobt. In Japan ist der Wirkstoff bereits zur Behandlung des Lungenkarzinoms zugelassen.

Endpunkte und Charakteristika der Studienpopulation

637 Patienten mit rezidivierendem SCLC wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert zu entweder 40 mg/m2 i.v. an den Tagen 1-3 (n=424) oder Topotecan 1,5 mg/m2 i.v. an den Tagen 1-5 (n=213). Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS), weitere Endpunkte umfassten Ansprechen (RR), progressionsfreies Überleben (PFS) und Sicherheit. Eine Subgruppenanalyse wertete jene therapierefraktären Patienten aus, deren bestes Ansprechen auf die Erstlinie mit PD (=progressive disease) beurteilt worden war oder die den Progress innerhalb von 90 Tagen erlitten hatten. Zudem erfolgte eine Beurteilung der Lebensqualität (QoL) anhand von LCSS-Fragebögen.

Signifikanter Überlebensvorteil für Subgruppe

Wie schon eine erste Präsentation auf dem ASCO 2011 gezeigt hat, verfehlte der Prüfarm den primären Endpunkt medianes OS (7,5 vs. 7,8 Monate, HR 0,88; p=0,17). In der Langzeitbeobachtung hatten einige Patienten aus der Amrubicin-Gruppe jedoch einen Überlebensvorteil:


 
Ein deutlicher Überlebensvorteil durch Amrubicin zeichnete sich in der Subgruppenanalyse für refraktäre Patienten ab (6,2 vs. 5,7 Monate, HR 0,77; p=0,047). Insgesamt war die Ansprechrate auf Amrubicin signifikant besser als auf Topotecan (31% vs. 17%, HR 2,22; p=0,0002):


 
Mehr Lebensqualität unter Amrubicin

Eine Auswertung der Lebensqualität bescheinigte der Therapie mit Amrubicin zudem eine effektivere Symptomkontrolle. Die Auswertung der LCSS-Fragebögen, die sechs für Lungenerkrankungen typische Symptome abfragen [2], ergab für den Prüfarm eine signifikant geringere Symptomzunahme als für den Kontrollarm (0,2 vs. 5,6; p<0,05). Die Symptomlast (LCSS-SB) war unter Amrubicin signifikant geringer und nahm sogar leicht ab (-0,1 vs. 5,2; p<0,05).

Der Vergleich der Nebenwirkungen vom Grad 3/4 während der Studie fiel hinsichtlich Neutropenien (41% vs. 53%), Thrombozytopenien (21% vs. 54%) und Anämien (16% vs. 30%) für Amrubicin signifikant besser aus (p<0,05). In beiden Studienarmen kam es bei 5% der Patienten zu kardialen Nebenwirkungen (p=0,84). Infektionen (16% vs. 10%) und febrile Neutropenien (10% vs. 4%) traten allerdings im Prüfarm signifikant häufiger auf als in der Kontrolle (p<0,05).

Fazit

Im Vergleich mit Topotecan zeigt Amrubicin in der Zweitlinientherapie des SCLC sowohl eine signifikant bessere Ansprechrate als auch ein signifikant verlängertes PFS. Ein positiver Trend hinsichtlich des Überlebens zeichnete sich insbesondere für die Subgruppe der refraktären Patienten (HR 0,77) ab, auch wenn der primäre Endpunkt, das mediane OS, nicht erreicht wurde. Vorläufige Auswertungen zur Lebensqualität fallen für Amrubicin eindeutig günstiger aus als für Topotecan.

Quellen:
[1] von Pawel J, et al. Randomized phase 3 trial of amrubicin versus topotecan as second-line treatment for small cell lung cancer (SCLC). DGP 2012; Abstract # V94
[2] http://lcss-ql.com/
(sm)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Martin Reck, Großhansdorf