krebsgesellschaft.de, 26.11.2011

DGHO 2011

Blinatumomab wirksam bei aggressiven Lymphomen

Aggressive Lymphome können mit dem bispezifischen Antikörper Blinatumomab erfolgreich behandelt werden. Darauf weisen erste Ergebnisse einer Phase-I-Studie hin, die auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie vorgestellt wurden.

Blinatumomab ist ein bispezifisches einkettiges Antikörperkonstrukt. Die Substanz nutzt die körpereigenen zytotoxischen T-Zellen des Patienten, um CD19-positive Tumorzellen anzugreifen. Sie gehört zu der neuen Wirkstoffklasse der BITE (bispecific T-cell engager)-Antikörper. Blinatumomab führt letztlich zu einer peripheren B-Zell-Depletion sowie zu einer Proliferation von T-Effektor-Zellen und induziert damit ein objektives klinisches Ansprechen.

Laufende Phase-I-Studie
Auf der DGHO-Jahrestagung 2011 präsentierten Forscher aus Deutschland und den USA neue Ergebnisse aus einer derzeit noch laufenden Phase-I-Studie, in der Patienten mit rezidiviertem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) den BITE-Antikörper erhalten. Bei 62 Patienten werden sieben verschiedene Blinatumomab-Dosierungen – von 0,5 bis 90 µg/m²/Tag – getestet. Die Gabe des Wirkstoffs erfolgt durch eine kontinuierliche intravenöse Infusion über vier bis acht Wochen. Es handelt sich um eine Monotherapie.

Nebenwirkungen vor allem bei Therapiebeginn
Die meisten bislang vorkommenden Nebenwirkungen traten am Anfang der Blinatumomab-Therapie und vorübergehend auf. Sie waren zudem reversibel sowie gut zu handhaben und erforderten keine Unterbrechung der Therapie. Zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen gehörten Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Fatigue und Gewichtszunahme.

Größte klinisch Relevanz hatten Nebenwirkungen durchwegs komplett reversible Störungen des Zentralnervensystems wie Krampfanfälle, Verwirrtheit oder zerebelläre Symptome. Auch diese traten vor allem zu Therapiebeginn auf. Ein niedriges B-Zell-zu-T-Zell-Verhältnis im peripheren Blut gilt als prädiktiver Marker für reversible neurologische Nebenwirkungen und wird genutzt, um entsprechende Patienten zu erkennen und die Therapie weiter zu optimieren.

Blinatumomab mit guter Wirkung
Ab einer Dosierung von 15 µg/m²/Tag und – mit deutlich höheren Ansprechraten bis hin zu 60 µg/m²/Tag ließ sich ein dosisabhängiger Effekt feststellen. Eine Initialdosis von 90 µg/m²/Tag überstieg die maximale Toleranzschwelle. Unter den auswertbaren Fällen, die Blinatumomab in einer Dosierung von 60 µg/m²/Tag erhalten hatten, zeigten 82% (18 von 22 Patienten) ein objektives Ansprechen. Aktuell beträgt die Response bis zu 32 Monate, wobei in 11 von 18 Fällen das Ansprechen derzeit noch anhält.

Bei drei von fünf Patienten mit diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) kam es unter einer Blinatumomab-Dosierung von 60 µg/m²/Tag zu einer zumindest unbestätigten kompletten Remission (CRu). Vier von fünf Patienten mit Mantelzell-Lymphom, die die Zieldosis bekommen hatten, erreichten eine objektive Response, darunter drei mit einer CRu. Hier beträgt die Responsezeit momentan bis zu 24 Monate.

Therapieoption bei aggressiven Lymphomen
Diesen Ergebnissen zufolge könnte sich bei Patienten mit rezidiviertem NHL eine Therapie mit Blinatumomab anbieten. Die Substanz zeigt in einer Dosierung von 60 µg/m²/Tag ein lang anhaltendes Ansprechen und ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil. Erste Hinweise auf eine positive Wirkung von Blinatumomab lassen sich auch bei Patienten mit DLBCL feststellen.

Quellen:
[1] Göbeler, M. E., et al.: Blinatumomab (CD3/CD19 Bite® Antibody) results in a high response rate in patients with relapsed non-hodgkin lymphoma (NHL) including mantle cell lymphoma (MCL) and diffuse large B cell lymphoma (DLBCL). DGHO 2011 Abstract #V646

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dreyling, München