krebsgesellschaft.de, 28.11.2011

DGHO 2011

Rituximab wirksam bei multizentrischem Morbus Castleman

Patienten mit einem multizentrischen Morbus Castleman (MCD) im Rahmen einer HIV-Infektion können von einer Therapie mit Rituximab profitieren. Einer retrospektiven Untersuchung zufolge nimmt das Gesamtüberleben der Betroffenen unter einer derartigen Therapie deutlich zu.

Der HIV-assoziierte multizentrische Morbus Castleman (MCD) ist mit einer hohen Mortalität verbunden, häufig kommt es im Krankheitsverlauf zur Ausbildung eines B-Zell-Lymphoms. Der MCD gilt allerdings weder als Lymphom noch als AIDS-definierende Erkrankung. Eine allgemein anerkannte Therapieempfehlung gibt es für das MCD bislang nicht. Daher führten Forscher nun eine retrospektive Analyse durch, um die Effektivität verschiedener Therapiestrategien zu überprüfen.

Mehrere Behandlungsmöglichkeiten im Vergleich
Die Untersuchung basierte auf histologisch nachgewiesenen MCD-Fällen zwischen 1998 und 2010. Die Forscher analysierten die Effektivität antiretroviraler Substanzen und/oder spezifischer MCD-Therapien und suchten nach potenziellen Risikofaktoren.

Insgesamt wurden 52 Patienten in die Studie eingeschlossen. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 2,26 Jahren waren 19 Patienten verstorben. Das geschätzte Gesamtüberleben betrug 6,2 Jahre. Dabei hatten potenzielle Risikofaktoren wie Alter, AIDS oder niedrige CD4-T-Zell-Raten keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben. Die Behandlungen waren heterogen und schlossen zytostatische und/oder antivirale Substanzen, Rituximab oder eine Kombination der genannten Möglichkeiten ein.

Rituximab-Therapie mit deutlichen Vorteilen
Die verschiedenen Behandlungen führten zu erheblichen Unterschieden hinsichtlich des Outcomes. So wiesen Patienten unter Rituximab-basierten Therapien deutlich höhere komplette Remissionsraten auf als Patienten, die nur eine Chemotherapie erhalten hatten. Von 47 Patienten mit auswertbaren Daten nach Erstlinien-Therapie erreichten 22 (47%) eine anhaltende komplette Remission des HIV-MCD, die mindestens 12 Monate andauerte.

Patienten mit einer Rituximab-Monotherapie oder einer Kombinationsbehandlung aus Rituximab und Chemotherapie zeigten dabei signifikant höhere anhaltende komplette Remissionsraten als Patienten unter einer alleinigen Chemotherapie und/oder antiviralen Therapie (10 von 11 (91%) vs. 9 von 22 (41%), p< 0,01). Unter einer Rituximab-Monotherapie erreichten 7 von 8 (88%) und 9 von 11 (82%) eine anhaltende komplette Remission nach Erstlinien- bzw. nach einer Erst- und/oder Zweitlinientherapie.

Längeres Gesamtüberleben unter Rituximab
Das mittlere geschätzte Gesamtüberleben unter Rituximab-Monotherapie oder Rituximab in Kombination mit Zytostatika wurde nicht erreicht verglichen mit 5,1 Jahren unter den anderen Therapien (p=0,03). Bei fünf Patienten mit HIV-MCD traten 0,1 bis 5,5 Jahre nach der Diagnose Maligne Lymphome auf. Keiner dieser Patienten hatte vorher Rituximab zur Therapie des MCD erhalten, vier von ihnen aber eine Chemotherapie.

Rituximab zur Therapie des MCD
Demnach scheint Rituximab eine effektive Therapieoption bei der seltenen multizentrischen Castleman-Erkrankung zu sein. In dieser Untersuchung führte Rituximab zu signifikant besserem klinischem Outcome und längerem Gesamtüberleben. Noch wichtiger ist, dass unter dieser Therapie keine Lymphome auftraten. Daher schlagen die Autoren vor, bei Patienten mit einem HIV-MCD Rituximab mit oder ohne Chemotherapie als Erstlinien-Therapie zu erwägen.

Quellen:
[1] Hoffmann, C., et al.: Rituximab-based therapies improve outcome of patients with HIV-associated multicentric Castleman's disease. DGHO 2011 Abstract #V119

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dreyling, München