krebsgesellschaft.de, 08.12.2011

DGHO 2011

Prospektive Analyse der Genexpression beim Multiplen Myelom

Bedingt durch große Unterschiede auf molekularer Ebene liegt die Lebenserwartung von Patienten mit Multiplem Myelom zwischen wenigen Monaten und 15 Jahren. Neben herkömmlichen prognostischen Faktoren könnten in Zukunft Genexpressionsanalysen zur Kategorisierung beitragen und wertvolle Informationen für die Gestaltung von personalisierten Therapien liefern. Heidelberger Forscher präsentierten auf dem DGHO 2011 softwaregestützte retrospektive Auswertungen einer Kohorte von Myelom-Patienten.

Über Genexpressionsanalysen lassen sich prognostisch wichtige Unterschiede von molekularen Zielstrukturen herausstellen. Aus Mangel an geeigneten Tools flossen derartige Daten bisher nicht gemeinsam mit anderen relevanten Parametern in einen „Metascore“ zur Risikostratifizierung ein. Eine frei verfügbare Software ermöglicht nun die gemeinsame Auswertung, die Berechnung von Schwellenwerten und Gruppierung der Patienten gemäß ihrer Prognose.

Dreigeteilte Referenz-Kohorte

Als Grundlage dienten Rohdaten von 262 Myelom-Patienten, die über Gen-Chips (DNA-Microarrays) gesammelt worden waren. In den Heidelberg-Montpellier(HM)-Metascore flossen – unterschiedlich gewichtet – folgende Informationen ein: UAMS-Score, IFM-Score, Proliferation, ISS-Stadium, Vorliegen einer t(4; 14)-Translokation sowie die Expression prognostischer Zielgene (z.B. AURKA, IGF1R), für die bereits klinisch erprobte Inhibitoren existieren.
Die Kohorte ließ sich in drei signifikant voneinander abgrenzbare Gruppen unterteilen, deren unterschiedliche Prognose mit der 6-Jahres-Überlebensrate von 89,3, 60,6 bzw. 18,6% korrelierte. Auf die drei Gruppen entfielen 13,1, 72,1 bzw. 14,7% der Patienten.

Meta-Score bildet Risikostruktur ab

Die prospektive Auswertung der Expression relevanter Gen-Strukturen kann prospektiv gemeinsam mit herkömmlichen Parametern ausgewertet werden und Aufschluss über den Risiko-Status eines Myelom-Patienten geben. Die Autoren weisen darauf hin, dass derartige Berechnungen auch auf weitere Parameter und andere Tumorentitäten anwendbar sind.

Quelle:
Meißner T, et al. Metascoring and gene expression profiling in multiple myeloma. DGHO 2011; Abstract # V818

(sm)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Hartmut Goldschmidt, Heidelberg