krebsgesellschaft.de, 24.11.2011

DGHO 2011

Rituximab zur Erhaltungstherapie beim Mantelzell-Lymphom sinnvoll

Nach einer Induktionstherapie mit R-CHOP sollte älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphom eine Erhaltungstherapie mit Rituximab angeboten werden. In einer auf der DGHO-Jahrestagung 2011 als Best Abstract vorgestellten Studie hatte sich herausgestellt, dass bei Patienten unter einer derartigen Therapie die Remission dauerhafter ist als unter Interferon-alpha.

Für die Behandlung eines Mantelzell-Lymphoms (MCL) beim älteren Patienten (ab 65 Jahre) gilt die kombinierte Immunchemotherapie R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison) als Standardregime zur Induktionstherapie. Allerdings ist die Remissionsdauer eher kurz. Zudem stellt sich die Frage, welche Erhaltungstherapie sich anschließen sollte. In der „European MCL Elderly“-Studie wurden daher verschiedene Regime zur Induktionstherapie und die Rolle der Erhaltungstherapie untersucht. [1, 2]

Ältere Patienten mit MCL in den Stadien II-IV
In die Studie waren Patienten ab 60 Jahren mit einem Mantelzell-Lymphom in den Stadien II-IV eingeschlossen, für die eine Hochdosistherapie nicht infrage kam. Zunächst erfolgte eine randomisierte Zuteilung zu einer der folgenden Induktionsbehandlungen: acht Zyklen R-CHOP im dreiwöchentlichen Rhythmus oder sechs Zyklen R-FC (Rituximab, Fludarabin und Cyclophosphamid) alle vier Wochen. Anschließend wurden Patienten mit kompletter oder partieller Remission zu einer Erhaltungstherapie mit Rituximab 375 mg/m² jeden zweiten Monat oder zu einer wöchentlichen Interferon-alpha-Therapie (IFN-alpha) randomisiert. Dabei fanden Faktoren wie Induktionstherapie, Alter, Ansprechen und Ergebnis des MCL International Prognostic Index (MIPI) Berücksichtigung. Beide Erhaltungstherapien wurden bis zur Progression fortgeführt. [1]

Insgesamt zeigten 308 Patienten eine Response und wurden einer Erhaltungstherapie zugeordnet. Derzeit liegen Daten von 223 Patienten vor. Das mediane Alter dieser Teilnehmer betrug 70 Jahre, etwa zwei Drittel waren männlich. Ein MCL im Stadium IV hatten 79% der Patienten und 48% wiesen einen intermediären sowie 43% einen Hochrisiko-MIPI auf. Eine komplette Remission unter Induktionstherapie ließ sich bei 61% der Probanden feststellen. Eine R-CHOP-Induktion hatten 58% der Teilnehmer erhalten. [1]

Längere Remission unter Erhaltungstherapie mit Rituximab
Nach im Median 30 Monaten Beobachtungszeit zeigten Patienten unter Erhaltungstherapie mit Rituximab eine signifikant längere Remission als Patienten unter IFN-alpha: 51 Monate gegenüber 24 Monate (Hazard Ratio: 0,56; 95% CI: 0,36-0,88; p=0,0117). Das Gesamtüberleben unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen. Allerdings ließ sich für Patienten mit einer R-CHOP-Induktion und einer anschließenden Erhaltungstherapie mit Rituximab ein Überlebensvorteil feststellen. Sie wiesen ein längeres Dreijahres-Überleben auf als Patienten unter IFN-alpha (85% vs. 70%; p=0,0375). [1]

Weniger schwerwiegende Nebenwirkungen unter Rituximab
Hämatologische Nebenwirkungen der Grade III und IV ließen sich unter IFN-alpha häufiger feststellen als unter Rituximab. So kam es bei 36% der IFN-Patienten zu einer Leukozytopenie gegenüber 17% der Rituximab-Patienten, eine Thrombozytopenie erlitten 16 bzw. 7%.

Nicht-hämatologische unerwünschte Nebenwirkungen der Grade III und IV traten insgesamt nur selten auf; eine Ausnahme waren Infektionen, die bei beiden Regimen der Erhaltungstherapie in jeweils 7% der Fälle vorkamen. Die höchste Rate an Infektionen aller Grade zeigte sich bei einer Induktion mit R-FC gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Rituximab (48% vs. 30%).

Die Erhaltungstherapie mit IFN-alpha brachen 61% der Patienten ab, obwohl keine Progression beobachtet wurde, in der Rituximab-Gruppe waren es 30%. Weiterhin wiesen Studienteilnehmer, die auf eine komplette oder partielle Remission nach Induktionsbehandlung keine Erhaltungstherapie bekommen hatten, eine schlechte Prognose auf. Im Median betrug deren Remissionsdauer 26 Monate, das Dreijahres-Überleben lag bei 52%. [1]

Erhaltungstherapie mit Rituximab empfohlen
Somit bietet sich bei älteren MCL-Patienten, die als Induktion eine R-CHOP-Therapie bekommen haben, eine Erhaltungstherapie mit Rituximab an. Dieses Behandlungsregime kann den Autoren zufolge als neuer Standard gelten, mit dem neue Strategien verglichen werden sollten. [1]

Quellen:
[1] Dreyling M, et al.: Leitlinie Mantelzell-Lymphom (Empfehlungen der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V.). Stand: März 2010.
URL: http://www.dgho-onkopedia.de/onkopedia/leitlinien/mantelzell-lymphom/mantelzell-lymphom.pdf

[2] Dreyling MH, et al.: Rituximab maintenance after combined immuno-chemotherapy significantly prolongs duration of remission in elderly patients with mantle cell lymphoma. DGHO 2011 Abstract #V679.

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dreyling, München