krebsgesellschaft.de, 01.12.2011

DGHO 2011

Interferon-alpha: Therapieoption bei follikulärem Lymphom

Eine retrospektive Analyse von 2 prospektiven Studien zufolge scheint Interferon-alpha in der Erhaltungstherapie beim follikulären Lymphom nach wie vor eine Rolle zu spielen. Obschon es nicht als Therapie der ersten Wahl gilt, könnte Interferon eingesetzt werden, wenn eine Rituximab-Erhaltungstherapie nicht möglich ist.

In der ersten Remission eines follikulären Lymphoms (FL) verbessert Rituximab die Remissionsdauer (RD). Wie eine auf der ASCO-Jahrestagung 2010 vorgestellte Studie zeigte, verlängert eine zweijährige Erhaltungstherapie mit Rituximab nach Induktion mit Immunochemotherapie bei zuvor unbehandeltem follikulärem Lymphom signifikant das progressionsfreie Überleben. Dabei kam es nur geringfügig zu zusätzlichen Toxizitäten. [1]

In älteren Untersuchungen hatte sich bereits gezeigt, dass Interferon-alpha (IFN-alpha) als Erhaltungstherapie bei indolenten Lymphomen effektiv sein kann. So führte eine IFN-Therapie bei Patienten mit niedrigmalignen bzw. indolenten Lymphomen und minimaler Resterkrankung zur Verlängerung der progressionsfreien Zeit, ohne dass es zu schwerwiegenden Toxizitäten kam. [2]

Analyse zur IFN-Wirkung
Allerdings gibt es kaum Daten zum Einfluss einer IFN-Erhaltungstherapie nach Immunochemotherapie. In einer retrospektiven Analyse gingen Forscher dieser Frage nun nach. Ihre Untersuchung basierte auf zwei prospektiven Firstline-Studien der German Low-Grade Lymphoma Study Group (GLSG) mit FL-Patienten, die nicht für eine Hochdosistherapie infrage kamen. Die Patienten hatten zunächst MCP (Mitoxantron, Chlorambucil, Prednison), CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison) oder R-CHOP (Rituximab und CHOP) erhalten und bekamen dann entweder eine IFN-Erhaltungstherapie oder keine Konsolidierung bzw. Erhaltung. Ziel der Untersuchung war es, die Wirksamkeit einer IFN-Erhaltungstherapie zu bestimmen. [3]

IFN-Erhaltung bei jüngeren Patienten mit niedrigem Risiko gemäß FLIPI
Bei insgesamt 716 (76%) von 939 FL-Patienten mit Response und ohne Hochdosistherapie erfolgte eine Erhaltungsbehandlung mit IFN. Diese Patienten waren signifikant jünger (57 vs. 59 Jahre, p=0,002). Sie hatten zudem deutlich seltener ein FL mit hohem Risiko gemäß International Prognostic Index (FLIPI) (46 gegenüber 64%, p=0,038). Hinsichtlich des Performance-Status gabe es allerdings kaum Unterschiede: 93% wiesen einen ECOG 0-1 auf, bei den anderen Patienten waren es 90% (p=0,18). [3]

Längere Remissionsdauer unter IFN-Erhaltung
Patienten unter IFN-Erhaltung hatten zudem signifikant seltener Rituximab in der Induktionstherapie bekommen (43 vs. 64%, p<0,001). Weiterhin stieg die Remissionsdauer unter IFN-Therapie deutlich an. Die Hazard Ratio (HR) betrug 0,70 (CI 95% 0,56-0,87, p=0,002). Nach Anpassung der Analyse an Faktoren wie FLIPI, Performance-Status, Induktion mit Rituximab und Remissionsstatus war der Zusammenhang noch deutlicher: HR 0,55 (95%-CI 0,44-0,70, p<0,001). [3]

Von 452 Patienten, die auf eine R-CHOP-Induktion angesprochen hatten, erhielten anschließend 309 (68%) eine IFN-Therapie. Nach drei Jahren war die Remissionsdauer auch bei diesen Patienten unter IFN mit 78% signifikant länger als bei den anderen Patienten mit 63% (p<0,001). Die angepasste HR betrug 0,55 (95%-CI 0,37-0,81, p=0,003). [3]

IFN immer noch bedeutend
Zwar ist diese Analyse keine randomisierte Studie, doch schlussfolgern die Autoren dennoch, dass auch in Zeiten der Immunochemotherapie IFN durchaus seine Bedeutung haben könnte. Allerdings ist die IFN-Erhaltungstherapie nicht die Therapie der ersten Wahl bei FL, da Rituximab effektiver zu sein scheint und weniger Nebenwirkungen hervorruft. Dennoch kann IFN eine Alternative für jene Patienten sein, bei denen eine Erhaltungstherapie mit Rituximab nicht infrage kommt. [3]

Quellen:
[1] Salles GA, et al.: Rituximab maintenance for 2 years in patients with untreated high tumor burden follicular lymphoma after response to immunochemotherapy. ASCO 2010 Abstract #8004

[2] Hagenbeek A, et al.: Maintenance of remission with human recombinant interferon alfa-2a in patients with stages III and IV low-grade malignant non-Hodgkin's lymphoma. J Clin Oncol. 1998; 16: 41-47

[3] Hoster E, et al.: Interferon maintenance prolongs remission duration after retrospective analysis of the German Low-Grade Lymphoma Study Group (GLSG). DGHO 2011 Abstract #V370

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dreyling, München