krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

DGHO 2014

DGHO 2014: Infektionsrisiko in der Erstlinientherapie fitter CLL-Patienten

Infektionen sind wesentlich für Morbidität und Mortalität bei CLL-Patienten verantwortlich. Die erhöhte Infektanfälligkeit ist Resultat der krankheitsbedingten gestörten Immunabwehr sowie Folge der Behandlung. In der CLL10-Studie wurden prospektiv Häufigkeit, Charakteristika und Risikofaktoren für Infektionen evaluiert, die während der Erstlinientherapie mit FCR oder BR  auftraten. Erste Daten gab es aus einer Zwischenanalyse am ASH 2013. Beim DGHO 2014 in Hamburg wurde nun ein Update präsentiert.

Während der Beobachtungszeit von median 27,9 Monaten traten bei 395 der 561 Patienten (70,4%)  1032 Infektionen auf, 26,2% galten als schwerwiegend (Grad 3-5). Im FCR-Arm lag die Infektionsrate mit 53,2% signifikant höher als im BR-Arm (46,8%; p=0,034), mit signifikant mehr schweren Infektionen (29,8% vs. 21,3%; p=0,002), schweren Pneumonien (32% vs. 17%; p=0,027) sowie späten Infektionen nach initialem Ansprechen (23,8% vs. 10,7%; p<0,005)oder nach finalem Restaging (19,8% vs. 10,8%; p=0,008). Als Infektionserreger wurden in 15,7% der Fälle Bakterien, in 14,8% Viren und in 2% Pilze identifiziert. Die Erreger der restlichen 66,8% Infektionen konnten nicht eruiert werden. Virale Infektionen waren im FCR-Arm signifikant häufiger (20,8% vs. 12,3%; p=0,007). Die antimikrobielle Behandlung erfolgte meist mit Antibiotika (76,1%), gefolgt von Virostatika (15,3%) oder Antimykotika (4,6%). 13 Patienten verstarben an Infektionskomplikationen.
 
Zusammenfassender Kommentar:
Die CLL10-Studie zeigt ein generell hohes Infektionsrisiko bei Patienten in der Erstlinientherapie, das unter FCR noch höher liegt als unter BR. Da die Erreger nur selten identifiziert werden können und die Infektionen eher spät als früh im Therapieverlauf auftreten, sollte bei allen Patienten, die unter der Therapie eine Neutropenie entwickeln, eine Infektionsprophylaxe erfolgen. Bei fitten Patienten älter als 65 Jahren ist BR ähnlich effektiv wie FCR, aber besser verträglich und daher zu favorisieren.
 
(gem)
 
Quelle:
Langerbeins P et al. More severe infectious complications in CLL patients treated with fludarabine, cyclophosphamide, rituximab (FCR) in comparison to behandmustin plus rituximab (BR): Results of the interim-analysis of the CLL10 trial of the German CLL Study Group. DGHO 2014, Hamburg, Abstract 526.


In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München