krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

DGHO 2014

DGHO 2014: CLL: Watch-and-wait im Frühstadium bleibt Standard

Für asymptomatische CLL-Patienten im nicht therapiebedürftigen Anfangsstadium der Erkrankung (Binet A) ist eine „Watch-and-wait“-Strategie Standard. Ob dies auch für die heutige Immunchemotherapie mit Cyclophosphamid, Fludarabin und Rituximab (FCR) gilt, wurde in der CLL7-Studie bei Patienten mit hohem Progressionsrisiko geprüft. Die Ergebnisse wurden am DGHO 2014 in Hamburg vorgestellt.

In die Phase-3-Studie wurden 800 Patienten mit unbehandelter CLL im Stadium Binet A eingeschlossen. Nach Risikoevaluation wurden 200 Patienten mit einer Hochrisiko-CLL zu sofortiger Behandlung mit 6 Zyklen FCR versus Beobachtung randomisiert. Patienten mit niedrigem Progressionsrisiko wurden nur beobachtet, aber nicht therapiert. Als hohes Progressionsrisiko galt, wenn wenigstens zwei der folgenden vier Risikofaktoren vorlagen: Lymphozytenverdopplungszeit < 12 Monate, Thymidinkinase > 10 U/l, unmutierter IgVH-Status und ungünstige Zytogenetik.

EFS signifikant besser, Gesamtüberleben aber nicht
Nach einer medianen Beobachtung von 49 Monaten war im FCR-Arm das ereignisfreie Überleben  signifikant verbessert im Vergleich zum Beobachtungsarm (5-Jahres-EFS: 55,3% vs. 14,8%, p<0,0001). Beim Gesamtüberleben zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Die Hochrisiko-Patienten – mit FCR behandelt oder nur beobachtet - zeigten ein signifikant kürzeres ereignisfreies und Gesamtüberleben im Vergleich zu den Niedrigrisiko-Patienten (5-Jahres-OS: 87,4% vs. 78,7% vs. 96,4%; p<0,01).

Ansprechraten und Toxizität wie erwartet
Die Gesamtansprechrate lag bei 96,2%, bei zwei Patienten blieb die Krankheit stabil und ein Patient erlitt einen Progress. Die häufigsten Grad 3 oder 4 Nebenwirkungen waren Hämatotoxizitäten (59,8%) und Infektionen (14,6%). Drei Patienten verstarben infolge einer Infektion.

Zusammenfassender Kommentar:
Die CLL7-Studie ist die erste Phase-3-Studie zur Chemoimmuntherapie bei CLL-Patienten im Frühstadium. Die Studie zeigte zum einen, dass sich das neue prognostische Staging-System eignet, um Hochrisiko-Patienten zu identifizieren und zum anderen, dass die Chemoimmuntherapie das ereignisfreie Überleben der Hochrisikopatienten im frühen Stadium deutlich verbessert, nicht aber das Gesamtüberleben. Damit bleibt die „Watch-and-wait“-Strategie bei CLL-Patienten im frühen Stadium Standard.
 
(gem)
 
Quelle:
Mueller C et al. Early versus deferred treatment with combined fludarabine, cyclophosphamide and rituximab (FCR) improves event-free survival in patients with high-ris Binet stage A chronic lymphocytic leukemia (CLL). DGHO 2014, Hamburg, Abstract V571.

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München