krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

DGHO 2014

DGHO 2014: Blinatumomab bei aggressivem Lymphom wirksam

Die neuartigen BiTE-Antikörper dürften die Antikörpertherapie revolutionieren. Eine offene Phase-2-Studie prüfte den bispezifischen T-cell Engager (BiTE)-Antikörper Blinatumomab bei Patienten mit diffusem großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) in der therapierefraktären oder rezidivierten Situation. Die Ergebnisse wurden am DHGO 2014 in Hamburg vorgestellt.

BiTE-Antikörper sind bispezifische T-Zell-aktivierende Antikörper, die so modifiziert sind, dass sie zwei verschiedene Bindungsstellen aufweisen und damit als Brücke (Engager) zwischen T-Zellen und Tumorzellen fungieren. Derzeit werden BiTE-Antikörper für mehrere solide und hämatologische Malignome entwickelt. Am weitesten in der klinischen Prüfung ist Blinatumomab bei der akuten lymphatischen Leukämie und beim DLBCL. Blinatumomab zielt gleichzeitig auf den CD3-Rezeptor der T-Zellen und auf das CD19-Oberflächenprotein der B-Zellen ab. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit muss der Antikörper über eine Minipumpe kontinuierlich infundiert werden.

In der Phase-2-Studie erhielten insgesamt 19 Patienten im mittleren Alter von 66 Jahren (median 2 Vortherapien, 32% relapsierten nach allogener Transplantation) Blinatumomab als Dauerinfusione über 8 Wochen. In einer ersten Studienphase erfolgte bei 9 Patienten (Kohorte 1) eine zweistufige Dosissteigerung (9 µg/Tag in Woche 1, 28 µg/Tag in Woche 2 und danach 112 µg/Tag für den Rest des Zyklus) und bei 2 Patienten (Kohorte 2) eine konstante Dosierung mit 112 µg/Tag. In einer  zweiten Studienphase erhielten weitere 8 Patienten den Antikörper ebenfalls mit der zweistufigen Dosissteigerung (Kohorte 3). Bei Patienten mit Therapieansprechen folgte nach einer vierwöchigen Therapiepause ein Konsolidierungszyklus über weitere vier Wochen. Primärer Endpunkt war das Gesamtansprechen.

Hohe Wirksamkeit bei akzeptabler Toxizität
Zum Zeitpunkt der Analyse im November 2013 betrug das Gesamtansprechen bei 16 auswertbaren Patienten 44%. In Kohorte 1 waren es zwei Vollremissionen (CR) und zwei partielle Remissionen (PR), in Kohorte 2 eine CR und in Kohorte 3 eine CR und eine PR. Bei einem Patienten in Kohorte 1 und zwei Patienten in Kohorte 2 blieb die Krankheit stabil und sechs Patienten zeigten ein Fortschreiten der Erkrankung (je drei in Kohorte 1 und 3). Aufgrund dieser Ergebnisse wurde die Rekrutierung für Kohorte 3 auf Anraten des Data Monitoring Committees geschlossen. Die Toxizität in Kohorte 1 und 3 betreffend, entwickelten fast alle Patienten (15/17) Grad 3 Nebenwirkungen wie Fieber (47%), Tremor (41%), Fatigue (29%) und Ödeme (24%). 13 Patienten zeigten ZNS-Nebenwirkungen wie Tremor (41%) und Sprechstörungen (18%), vier davon erreichten Grad 3.
   
Zusammenfassender Kommentar:
In dieser Phase-2-Studie zeigte die Monotherapie mit Blinatumomab bei stark vorbehandelten DLBCL-Patienten eine hohe Wirksamkeit (44% Ansprechen) und eine akzeptable Toxizität. In dieser Indikation soll eine stufenweise Dosissteigerung erfolgen.   
 
(gem)
 
Quelle:
Viardot A et al. Open-label phase 2 study of bispecific T-cell engager (BiTE®) antibody blinatumomab in patients (pts) with relapsed/refractory (r/r) diffuse large B-cell lymphoma (DLBCL). DGHO 2014, Hamburg, Abstract V123.

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München