krebsgesellschaft.de, 24.06.2015

ASCO 2015

CAR-T Therapie beim Multiplen Myelom

Eine neuartiger immuntherapeutischer Ansatz beim Multiplen Myelom sind T-Zellen, die mittels Gentransfer mit einem synthetischen chimären Antigenrezeptor (CAR) auf Tumorerkennung umprogrammiert wurden. Erste vielversprechende Ergebnisse mit solchen gegen CD19 gerichteten modifizierten CAR-T-Zellen wurden auf der ASCO Jahrestagung vorgestellt.

Bisher wurden sieben Myelompatienten mit der CTL019 Therapie behandelt. Sie wurden mit einer hochdosierte Melphalan-Induktion mit anschließender autologer Stammzelltransplantation (ASCT) und 12-14 Tage später eine Infusion mit CTL019 behandelt. Alle Patienten waren stark vortherapiert (median 7 Vortherapien, Range 2-10) und hatten innerhalb eines Jahres nach vorangegangener ASCT einen Progress erlitten, die Mehrzahl mit ungünstigem Karyotyp. Zum Zeitpunkt der Analyse betrug der Follow-up bei fünf Patienten über 60 Tage und zwei hatten CTL019 innerhalb der letzten drei Wochen erhalten. Drei weitere waren für die CTL019-Infusion vorgesehen.

Sechs der sieben behandelten Patienten sprachen auf die CTL019 Therapie an (ORR 80%). Darunter eine Patientin mit stringenter kompletter Remission (sCR) und MRD-Negativität nach einem Follow-up von 339 Tagen. Diese Patientin hatte bereits 10 Vortherapien mit Vorinostat, Elotuzumab, Proteasomeninhibitoren und Immunmodulatoren erhalten und wies einen komplexen Karyotyp auf (t(4;14), TP53-Deletion und +1q). Sie zeigte einen raschen Abfall der Immunglobuline und erreichte die stringente CR nach 130 Tagen. Dies, obwohl der weitaus größte Teil der Plasmazellen CD19-negativ war. Die übrigen Patienten erreichten eine partielle Remission, darunter einer sehr gute partielle Remission (VGPR). Ein Patient hatte eine unbestätigte CR mit MRD-Positivität und erlitt nach 6 Monaten einen Progress. Die CTL019 Therapie war mit keiner wesentlichen Toxizität verbunden. Es traten lediglich transiente Hypogammaglobulinämien und bei einem Patienten ein Zytokin-Relase-Syndrom Grad 1 auf.

Zusammenfassender Kommentar:
Diese ersten Daten zeigen die sichere Durchführbarkeit einer CTL019 Therapie mit autologer ASCT bei Myelompatienten. Bei drei von vier Patienten wurde ein klinischer Nutzen mit einer Dauer von mehr als 100 Tagen erzielt. Obwohl die Patienten immunphänotypisch nicht vorselektiert waren, fand sich auf den malignen Plasmazellen ein gewisses Maß an CD19-Expression. Obwohl bisher CD19 beim Multiplen Myelom wegen der niedrigen Expression nicht als therapeutische Zielstruktur angesehen wurde, scheint eine CD19-Positivität von kleinen Subsets und eine geringgradige CD19-Expression auf den malignen Plasmazellen für ein Ansprechen auf CTL019 auszureichen.

Quelle:
Garfall AL et al. Safety and efficacy of anti-CD19 chimeric antigen receptor (CAR)-modified autologous T cells (CTL019) in advanced multiple myeloma. J Clin Oncol. 2015;33 (suppl; abstr 8517).

(gem)

In Zusammenarbeit mit Prof. Hartmut Goldschmidt, Heidelberg