krebsgesellschaft.de, 22.05.2011

AUA 2011

Benigne Nierentumoren: pNx erhöht Gesamtüberlebensrate

Beim Management von „Small Renal Masses“ stellt sich die Frage nach Teil- oder Komplettresektion der Niere. Wie sich die beiden Therapieverfahren bei diagnostizierter Gutartigkeit der soliden Neoplasmen postoperativ auf das Gesamtüberleben auswirken, wurde bisher kaum untersucht. Vergleichende Aussagen traf eine US-amerikanische Arbeitsgruppe im Rahmen einer retrospektiven Studie.

Für die Studie wurden aus dem regionalen Nephrektomieregister 442 Patienten mit einseitigen, sporadisch auftretenden gutartigen Raumforderungen in der Niere selektiert, die sich zwischen 1980 und 2008 einer radikalen (Nx; n=206) oder partiellen Nephrektomie (pNx; n=236) unterzogen hatten. Patienten mit Einzelniere oder bei Vorstellung beeinträchtigter Nierenfunktion wurden ausgeschlossen.

Folgende Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen konnten festgehalten werden: Patienten, denen eine Niere komplett entfernt worden war, waren im Mittel 67 Jahre alt, also 3 Jahre älter als die Teilnephrektomierten (p=0,021). Ihre Tumoren hatten einen mittleren Durchmesser von 5 cm und waren somit signifikant (p<0,001) größer als die Tumoren der Patienten, bei denen eine organerhaltende Operationen vorgenommen wurde (median 2,7 cm).

Follow-ups sind für 0,1 bis 27,9 Jahre nach dem operativen Eingriff dokumentiert (median 8,3 Jahre). Bis zum letzten Follow-up waren insgesamt 127 Patienten verstorben.

Für die Auswertung wurden die Überlebensraten nach 10 bzw. 20 Jahren geschätzt (95 % Konfidenzintervall). Es ergab sich folgendes Bild: Beim angenommenen 10-Jahres-Follow-up lebten 80 % der pNx-Patienten, aber nur noch 69 % der Nx-Patienten. Auch für das fiktive Follow-up nach 20 Jahren kann von einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit für pNx-Patienten (47 %) gegenüber Nx-Patienten (41 %) ausgegangen werden (p=0,032).

Bereinigt nach Alter, Geschlecht, Prognosestatus (ECOG-Performance-Status) und Charlson-Komorbiditätsindex legen die Zahlen die Schlussfolgerung nahe, dass eine Komplettentfernung die Sterbewahrscheinlichkeit der Patienten gegenüber einer partiellen Nephrektomie um 57 % erhöht.

Fazit:
Wo immer technisch möglich, sollte bei kleineren soliden Neoplasmen der Niere einer partiellen Nephrektomie der Vorzug gegeben werden. Die organerhaltende Resektion senkt das Risiko für Folgeerscheinungen wie die Beeinträchtigung der Nierenfunktion oder Bluthochdruck und scheint mit längeren Überlebenszeiten korreliert zu sein.

Quelle:
Childs M, et al. Radical nephrectomy for benign renal masses is associated with diminished overall survival compared with partial nephrectomy. AUA 2011; Abstract # 1073.

(SM)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin