krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

ECC 2015

Atezolizumab beim metastasierten Urothelkarzinom

Patienten mit metastasiertem oder fortgeschrittenem Urothelkarzinom, die unter einer Platin-basierten Chemotherapie progredient waren, haben eine schlechte Prognose. In der IMvigor 210-Studie wurde Atezolizumab in dieser Indikation erprobt. Die beim europäischen Krebskongress vorgestellten Ergebnisse hinsichtlich Ansprechen und Überleben sind vielversprechend.

Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom, die unter einer Platin-basierten Chemotherapie progredient waren, haben eine schlechte Prognose und einen ungedeckten Behandlungsbedarf. Für Atezolizumab konnte die Wirksamkeit beim metastasierten Urothelkarzinom der Blase in einer früheren Studie gezeigt werden [1], so dass sich dieses Präparat als mögliche Behandlungsoption für weitere Untersuchungen in dieser Richtung anbot. Jonathan Rosenberg stellte auf dem europäischen Krebskongress jetzt erstmals Ergebnisse der IMvigor 210-Studie vor, einer großen einarmigen Phase II-Studie, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit des PD-L1-Inhibitors Atezolizumab beim fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinom untersucht wurde [2].

Das Patientenkollektiv der IMvigor 210-Studie hatte zu 80% Metastasen und bereits mehrere Therapielinien hinter sich, wies eine schlechte Nierenfunktion und einen eingeschränkten Performance-Status auf, insgesamt also sehr fortgeschrittene Patienten, für die es üblicherweise keine weitere Therapie mehr gibt. Die 316 eingeschlossenen Patienten, die 1200 mg Atezolizumab i.v. im dreiwöchentlichen Abstand erhielten, wurden vor Beginn der Behandlung auf den PD-L1-Immunstatus untersucht. Die Patienten wurden in drei Subgruppen entsprechend der PD-L1-Expression in den Immunzellen eingeteilt: IC2/3 (≥5%), IC1 (≥1% but <5%), IC0 (<1%). Die Verteilung der Patienten über die drei Subgruppen war etwa gleich (IC0 = 33%, IC1 = 35%, IC2/3 = 33%). Es konnte festgestellt werden, dass die Patienten unabhängig vom PD-L1-Status auf die Therapie ansprachen (ORR = 15 % [11–20]; p = 0,0058). Am besten sprachen die Patienten der Subgruppe IC2/3 an (ORR = 27 [19–37]; p < 0,0001). Es zeigte sich außerdem, dass Patienten, die ein Ansprechen gezeigt hatten, langfristig von der Therapie profitierten. Das mediane Gesamtüberleben (OS)  betrug 7,9 Monate in der Gesamtgruppe (6,7 - NE). Auch beim Überleben konnten die Patienten der Subgruppe IC2/3 am meisten profitieren. Die Therapie erwies sich mit einer Nebenwirkungsrate von 66% insgesamt als gut verträglich; 15% der Patienten erlitten schwere Nebenwirkungen (Grad 3/4). Die häufigsten Nebenwirkungen waren Fatigue (29%), Übelkeit (13%) und Pruritus (10%).

Der primäre Endpunkt der Studie wurde mit einer ORR von 15% erreicht. Ein höherer PD-L1-Status war mit einem besseren Ansprechen und einem längeren Überleben assoziiert. Auch wenn die Gesamtüberlebensanalyse wegen der kurzen Zeit des Follow-up noch nicht abgeschlossen ist, kann jetzt schon festgestellt werden, dass das in der IMvigor 210-Studie erzielte mediane Gesamtüberleben von 7,9 Monaten in diesem Patientenkollektiv bisher mit keiner anderen Behandlung erreicht werden konnte.

(srt)

In Zusammenarbeit mit Prof. Kurt Miller, Berlin

Quellen:

[1] Powles T et al. J Clin Oncol 32:5s, 2014, Abstr. 5011
[2] Rosenberg J et al. The European Cancer Congress 2015, Abstr. 21LBA