krebsgesellschaft.de, 07.02.2012

ASH 2011

Systemisches anaplastisches großzelliges Lymphom

Ein internationales Forscherteam hat auf dem ASH-Meeting 2011 neue Daten zur Therapie des systemischen anaplastischen großzelligen Lymphoms (sALCL) mit dem Antikörper-Konjugat Brentuximab Vedotin vorgestellt. In der Phase-II-Studie erreichten über die Hälfte der Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem sALCL eine anhaltende komplette Remission.

Das sALCL zählt zu den T-Zell-Non-Hodgkin Lymphomen und ist durch die Expression von CD30 charakterisiert. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Patienten (zirka 40-65%) erleidet nach der Erstlinien-Therapie ein Rezidiv. Ob eine Therapie mit dem Antikörper-Konjugat Brentuximab Vedotin (SGN-35) in diesen Fällen wirksam und sicher ist, wurde in einer Phase-II-Studie bei 58 Patienten mit rezidivierter oder therapierefraktärer sALCL untersucht [1].

Antikörper-Konjugat mit guter Wirksamkeit
Brentuximab Vedotin setzt sich aus einem Anti-CD30-Antikörper und dem antimikrotublär wirksamen Monomethyl Auristan E (MMAE) zusammen [1]. Erste Ergebnisse der Phase-II-Studie mit dem Antikörper-Konjugat zeigten, dass der Wirkstoff sehr effektiv ist. Die objektive Ansprechrate (ORR) betrug 86%. Dabei ließen sich bei 57% der Patienten eine komplette Remission (CR) und bei 97% eine Abnahme der Tumormasse nachweisen [1, 2]. Nun präsentierten Forscher weitere Daten auf dem ASH-Meeting 2011.

Internationale Phase-II-Studie mit vorbehandelten Patienten
Die Studie wurde in 22 Zentren in den USA, Kanada und Europa durchgeführt. Die 58 Patienten erhielten Brentuximab Vedotin 1,8 mg/kg i.v. q3w für bis zu 16 Zyklen. Die Bewertung des Ansprechens erfolgte anhand der Revised Response Kriterien für maligne Lymphome [1, 3].

Von den eingeschlossenen Patienten waren 57% Männer, das mediane Alter betrug 52 Jahre (14 bis 76 Jahre). Die Probanden hatten im Median zwei Therapien (1 bis 6 Therapien) erhalten. Eine ALK-negative Erkrankung wiesen 72% der Studienteilnehmer auf. Bei 62% lag eine primär therapierefraktäre Erkrankung vor, definiert als fehlende CR oder Rückfall innerhalb von 3 Monaten nach Primärtherapie. Eine autologe Stammzelltransplantation war bei 26% der Teilnehmer erfolglos verlaufen [1].

In der aktuellen auf dem ASH 2011 vorgestellten Analyse hatte die überwiegende Mehrheit der Patienten die Therapie beendet, nur zwei erhielten die Behandlung noch. Die mediane Anzahl der Therapiezyklen lag bei 7 (1-16) [1].

Brentuximab Vedotin mit anhaltender Remission
Die mediane Dauer des objektiven Ansprechens betrug 13 Monate (0,1-19,1+), das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) 14,6 Monate. Die Patienten, die eine komplette Remission erreicht hatten, zeigten eine mediane Ansprechrate von 17,1 Monate (0,7-19,1+). Daten zum Gesamtüberleben lagen noch nicht vor. Etwa die Hälfte der Patienten, die auf die Therapie ansprachen (24 von 50), zeigten zum Zeitpunkt der Auswertung eine anhaltende Remission.

Längeres progressionsfreies Überleben unter Antikörper-Konjugat
Im Vergleich zu den früheren Therapien war das mediane PFS unter Brentuximab Vedotin signifikant länger: 5,9 gegenüber 20 Monaten (p<0,001). Weiterhin profitierten alle untersuchten Subgruppen von der Therapie – unabhängig von der ursprünglichen Krankheitscharakteristik, der Tumorlast oder den Vortherapien. Besonders erwähnenswert war die Response der Patienten, die bislang auf keine Therapie angesprochen hatten (n=13). Hier erlangten 10 Patienten (77%) ein objektives Ansprechen und 4 (31%) eine komplette Remission. Nach Beendigung der Therapie erhielten 16 Patienten (28%) eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (8 allogen, 8 autolog).

Nur geringgradige Nebenwirkungen
Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen zählten die periphere Neuropathie (41%), Nausea (40%), Fatigue (38%), Fieber (34%), Diarrhö (29%), Rash (24%), Obstipation (22%) und Neutropenie (21%). Die meisten Nebenwirkungen waren vom Schweregrad 1-2. 10 Patienten zeigten eine Grad-3-Neuropathie. Bei 79% der insgesamt aufgetretenen Fälle von Neuropathie verschwanden die Symptome ganz oder besserten sich, die mediane Dauer bis zur Besserung betrug 13,3 Monate (0,3-48,7 Monate). Nebenwirkungen vom Schweregrad 4 traten nicht auf.

Anhaltende Remission unter Brentuximab Vedotin
Bei Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem sALCL kann eine Therapie mit Brentuximab Vedotin bei beherrschbarer Toxizität eine dauerhafte komplette Remission erzielen, so die Folgerung der Autoren. Basierend auf den vorgestellten Daten wurde eine neue Studie zur Sicherheit von Brentuximab Vedotin initiiert. Dabei wird der Wirkstoff sequenziell oder in Kombination mit einer Chemotherapie in der Primärtherapie des sALCL verabreicht.

Quellen:
[1] Advani RH et al: Brentuximab Vedotin (SGN-35) in Patients with Relapsed or Refractory Systemic Anaplastic Large Cell Lymphoma: A Phase 2 Study Update. ASH 2011; Abstract #443

[2] Gualberto A: Brentuximab Vedotin (SGN-35), an antibody-drug conjugate for the treatment of CD30-positive malignancies. Expert Opin Investig Drugs. 2011 Nov 30. [Epub ahead of print]

[3] Cheson BD: The International Harmonization Project for response criteria in lymphoma clinical trials. Hematol Oncol Clin North Am. 2007; 21(5):841-854.

(mp)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München