krebsgesellschaft.de, 03.02.2012

ASH 2011

Intermittierende Rituximab-Therapie bei follikulärem Lymphom

Bei geringer Tumorlast: Kontinuierliche Rituximab-Therapie der intermittierenden nicht überlegen

Wie eine auf dem ASH-Meeting 2011 präsentierte Studie zeigt, bietet eine Erhaltungstherapie mit Rituximab gegenüber einer erneuten Rituximab-Therapie bei Progression für Patienten mit follikulärem Lymphom und geringer Tumorlast keine wesentliche Vorteile. So unterschied sich die Zeit bis zum Therapieversagen nicht signifikant. Weiterhin konnten sowohl die kontinuierliche als auch die intermittierende Rituximab-Therapie den Beginn einer zytotoxischen Therapie hinauszögern.

Seit Rituximab verfügbar ist, wird über die optimale Therapie zur Behandlung des follikulären Lymphoms (FL) mit geringer Tumorlast („low tumor burden“, LTB) diskutiert. Ältere Untersuchungen zeigen, dass mit der Watch-and-Wait (W&W)-Strategie durchschnittlich etwa 3 Jahre bis zum Beginn einer Chemotherapie vergehen. Wissenschaftler aus den USA und Kanada vermuteten nun, dass Rituximab die Chemotherapie noch weiter hinauszögern kann. Zudem sollte eine Rituximab-Erhaltungstherapie mit einer besseren Krankheitskontrolle verbunden sein als eine erneute Rituximab-Therapie bei Progression. Ihre Hypothesen überprüften die Nordamerikaner in einer randomisierten Phase-III-Studie (E4402).

Rituximab kontinuierlich oder intermittierend?
An der Studie nahmen insgesamt 384 bislang nicht behandelte Patienten mit FL und LTB (nach GELF-Kriterien) teil. Alle Probanden erhielten 4-mal Rituximab im wöchentlichen Abstand. Bei 274 (71%) Patienten kam es zu einem partiellen oder kompletten Ansprechen. Sie wurden dann entweder einer Erhaltungstherapie mit dreimonatlicher Rituximab-Gabe (MR, n=140) oder einer erneuten Therapie mit 4-mal wöchentlichem Rituximab (RR, n=134) bei Progression randomisiert zugeteilt.

Der primäre Endpunkt Zeit bis zum Therapieversagen („time to treatment failure“, TTTF) war definiert als Progression innerhalb von 6 Monaten nach letzter Rituximab-Gabe, kein Ansprechen auf erneute Rituximab-Therapie, Beginn einer alternativen Therapie oder Unfähigkeit, das Studienprotokoll zu erfüllen. Die Patienten wurden vierteljährlich untersucht, CT-Kontrollen fanden in halbjährlichen Abständen statt. Als sekundäre Endpunkte galten Zeit bis zur ersten zytotoxischen Therapie (time to first cytotoxic therapy, TTCT), Lebensqualität und Sicherheit.

Kein signifikanter Unterschied zwischen kontinuierlicher oder intermittierender Rituximab-Therapie
Insgesamt erhielten die Patienten der MR-Gruppe im Mittel 15,8 (5 bis 31) Rituximab-Dosen, einschließlich der Rituximab-Induktion. In der RR-Gruppe waren es durchschnittlich 4,5 (4 bis 16). Der primäre Endpunkt TTTF unterschied sich dagegen zwischen beiden Therapieregimen nicht signifikant. So lag die TTTF unter der MR-Therapie bei 3,9 Jahren und unter der RR-Therapie bei 3,6 Jahren. Eine Chemotherapie musste nach 3 Jahren nur bei wenigen Patienten begonnen werden. 95% der MR-Patienten und 86% der RR-Patienten benötigten keine Chemotherapie (p=0,027).

Hämatologische und nichthämatologische Grad-3/4-Toxizitäten traten bei weniger als 5% der Patienten auf. In jeder Therapiegruppe starb jeweils ein Patient. Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Angst waren 1 Jahr nach Randomisierung unter beiden Behandlungsstrategien vergleichbar.

MR- und RR-Therapie verlängern TTCT
Bei Patienten mit neu diagnostiziertem FL und geringer Tumorlast sowie nach Rituximab-Induktion sind eine kontinuierliche und eine intermittierende Rituximab-Therapie ähnlich effektiv. So ließ sich in der Studie kein signifikanter Unterschied bezüglich der TTTF feststellen. Allerdings heben die Autoren hervor, dass eine zytotoxische Therapie unter beiden Regimen deutlich später begann als bei der W&W-Strategie. Dabei war die TTCT in der MR-Gruppe zwar etwas höher als in der RR-Gruppe, doch erhielten die Patienten unter der Erhaltungstherapie auch dreimal so viel Rituximab, so die Autoren weiter. Zudem konnte die MR-Therapie gegenüber einer RR-Therapie weder die Lebensqualität noch die Ängstlichkeit der Patienten verbessern. Letztlich führt eine intermittierende Rituximab-Therapie zu ähnlichen Ergebnissen wie eine kontinuierliche Therapie.

Quellen:
Kahl BS, et al.: Results of Eastern Cooperative Oncology Group Protocol E4402 (RESORT): A Randomized Phase III Study Comparing Two Different Rituximab Dosing Strategies for Low Tumor Burden Follicular Lymphoma. ASH 2011; Abstract # LBA-6

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München