krebsgesellschaft.de, 31.01.2012

ASH 2011

Rituximab und Radioimmuntherapie beim follikulären Lymphom

Rituximab-haltige Induktion der Radioimmunotherapie-Konsolidierung ebenbürtig?

Bei unbehandelten Patienten mit einem fortgeschrittenen follikulären Lymphom (FL) scheinen eine Rituximab-Induktionstherapie und eine Radioimmunotherapie ähnlich wirksam zu sein. In einer auf der ASH-Jahrestagung 2011 präsentierten Studie nahmen progressionsfreies und Gesamtüberleben unter beiden Therapien deutlich zu, unterschieden sich jedoch nicht signifikant zwischen den Behandlungsgruppen.

Zurzeit besteht keine Einigkeit darüber, welche Therapie beim fortgeschrittenen FL am besten eingesetzt wird. Die konventionelle Chemotherapie führt nicht zur Heilung. US-amerikanische Forscher überprüften in einer Phase-III-Studie nun zwei Immunochemotherapie-Strategien. Die Studie schloss 554 Patienten mit FL in fortgeschrittenen Stadien und jedweden Grades ein, die bislang unbehandelt waren.

Rituximab-Induktion und Radioimmunotherapie im Vergleich
Die Patienten wurden in zwei Behandlungsgruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt 6 Zyklen CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison) und 6 Dosen des Anti-CD20-Antikörpers Rituximab (R-CHOP). In der anderen Gruppe erfolgten ebenfalls 6 Zyklen CHOP, denen sich eine dosimetrische Infusion mit Tositumomab/131I-Tositumomab anschloss, 1 bis 2 Wochen später wurde eine therapeutische Dosis mit 131I-Tositumomab (median 85 mCi)s gegeben(CHOP-RIT). Insgesamt erhielten die Patienten unter CHOP-RIT eine Ganzkörperdosis von 75 cGy.

Gute Verträglichkeit beider Strategien
In die Analysen konnten die Daten von 537 bzw. 526 (Toxizität) der ursprünglich 554 Patienten eingeschlossen werden. Prinzipiell vertrugen die Patienten beide Therapieregime gut. So traten nichthämatologische Grad-4-Toxizitäten bei 4 (1,5%) CHOP-R-Patienten und bei 5 (1,9%) CHOP-RIT-Patienten auf. Hämatologische Grad-4-Toxizitäten traten bei 94 (36%, CHOP-R) bzw. 79 (30%, CHOP-RIT) der FL-Patienten auf.

Progressionsfreies und Gesamtüberleben vergleichbar
Der mediane Beobachtungszeitraum betrug 4,9 Jahre für die noch lebenden Patienten. In der CHOP-R-Gruppe zeigten 106 von 267 Patienten eine Progression oder verstarben, in der CHOP-RIT-Gruppe waren es 86 von 265 Patienten. Das geschätzte 2-Jahres-progressionsfreie Überleben (2-J-PFS) lag unter CHOP-R bei 76% und unter CHOP-RIT bei 80%. Eine multivariate Analyse angepasst an den Faktor Beta-2-Mikroglobulin-Spiegel ergab eine Hazard Ratio (HR) von 0,79, 95%-Konfidenzintervall (CI) 0,60-1,05, p=0,11.

In der Rituximab-Gruppe starben insgesamt 26 von 267 Patienten, in der Radioimmunotherapie-Gruppe 40 von 265. Das geschätzte 2-J-Gesamtüberleben (2-J-OS) betrug 97% (CHOP-R) und 93% (CHOP-RIT): HR 1,55, 95%-CI 0,95-2,54, p=0,08.

Beide Regime mit guten Ergebnissen
Somit lassen sich zwischen den beiden Therapiestrategien Rituximab-Induktion und Radioimmunotherapie keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf progressionsfreies und Gesamtüberleben sowie Toxizitäten feststellen. Die Autoren betonen jedoch, dass unter beiden Behandlungen sowohl PFS als auch OS deutlich verbessert werden können. Bislang wurde unter beiden Therapieregimen die mediane Zeit bis zur Progression noch nicht erreicht. Weitere Studien sind notwendig, um herauszufinden, ob eine Kombination aus R-CHOP, Konsolidierung mit RIT und Rituximab-Erhaltungstherapie bessere Ergebnisse erzielen. Diese Strategie wird derzeit in einer Folgestudie untersucht.

Quelle:
Press OW, et al.: A Phase III Randomized Intergroup Trial (SWOG S0016) of CHOP Chemotherapy Plus Rituximab Vs. CHOP Chemotherapy Plus Iodine-131-Tositumomab for the Treatment of Newly Diagnosed Follicular Non-Hodgkin’s Lymphoma. ASH 2011; Abstract #98

(aks)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dreyling, München