krebsgesellschaft.de, 28.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: Adjuvante Chemotherapie bei Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom vorteilhaft

Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom bzw. Transitionalzellkarzinom (TCC) der Harnblase haben eine schlechte Prognose: Etwa 50% der Betroffenen versterben innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnose. Basierend auf der Überlegung, dass eine Cisplatin-haltige Chemotherapie im metastasierten Stadium effektiv ist und als neoadjuvante Therapie das Überleben verlängern kann, untersuchte ein internationales Forscherteam die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Chemotherapie unmittelbar nach der Zystektomie gegenüber deren verzögertem Einsatz bei Rezidiv.

An der wegen langsamer Rekrutierung abgebrochenen Studie nahmen 284 Patienten mit TCC der Harnblase im Stadium pT3/T4 und/oder N+ M0 teil. Sie wurden innerhalb von 90 Tagen nach Zystektomie in zwei Gruppen randomisiert: entweder einer unmittelbar folgenden Chemotherapie (GC, HD-MVAC oder MVAC) für 4 Zyklen (n= 141) oder einer Chemotherapie mit 6 Zyklen bei Rezidiv (n= 143). Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS), sekundärer Endpunkt das progressionsfreie Überleben (PFS). Im August 2008 wurde die Aufnahme von Patienten in die Studie beendet, da sich die Rekrutierung als schwierig erwies. Ursprünglich waren 660 Patienten geplant.

Die Patientencharakteristika fielen in beiden Gruppen ähnlich aus bezüglich Alter (im Median 61 Jahre), T- und N-Stadium (70% N+). Das Follow-up lag im Arm mit adjuvanter Chemotherapie im Median bei 7 Jahren und maximal bei 10,4 Jahren. Die entsprechenden Werte betrugen im Arm mit verzögerter Chemotherapie 7,2 und 10,6 Jahre. Insgesamt verstarben 176 Patienten (62%) oder wiesen einen Progress auf, davon 73 (51,8%) in der Gruppe mit sofortiger Chemotherapie und 103 (72%) in der Gruppe mit verzögerter Chemotherapie. Das mediane PFS und das 5-Jahres-PFS unterschieden sich signifikant zwischen beiden Studienarmen (je p<0,0001, Intention-to-treat-Population): So lag das mediane PFS bei 2,9 Jahren unter der adjuvanten und bei 0,9 Jahren unter der verzögerten Chemotherapie. Das 5-Jahres-PFS betrug 46,8 und 29,5%.

Beim primären Endpunkt OS konnte zwar kein signifikanter Unterschied festgestellt werden, doch war das Mortalitätsrisiko in der Gruppe mit sofortiger Chemotherapie um 22% geringer als in der Gruppe mit verzögerter Chemotherapie. Das mediane OS betrug bei ersteren 6,8 Jahre und bei letzteren 4,6 Jahre (Hazard Ratio 0,78; 95%-Konfidenzintervall 0,56-1,10; p=0,13). Das 5-Jahres-OS lag bei 53,6 und 47,7%. Unter einer adjuvanten Chemotherapie traten Grad-3/4-Nebenwirkungen wie Myelosuppression (26%), Neutropenie (38%) und Thrombozytopenie (28%) auf; ein Patient verstarb aufgrund der Toxizität der Therapie.

Dies ist die bislang größte randomisierte Studie zur adjuvanten Chemotherapie bei Patienten mit muskelinvasivem TCC. Eine sofortige Chemotherapie führte zu einem signifikant längeren PFS gegenüber einer verzögerten Chemotherapie. Darüber hinaus sank das postoperative Mortalitätsrisiko um 22% durch eine adjuvante Therapie, allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant.

(aks)

Quelle:
Sternberg CN et al. Final results of EORTC intergroup randomized phase III trial comparing immediate versus deferred chemotherapy after radical cystectomy in patients with pT3T4 and/or N+ M0 transitional cell carcinoma (TCC) of the bladder. J Clin Oncol 2014:32:5(suppl): abstr 4500 (abstract and oral presentation)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin