krebsgesellschaft.de, 15.07.2011

ASCO 2011

EURTAC-Studie: Erlotinib in der First-Line-Therapie des NSCLC

Auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2011 in Chicago wurden die Daten der Phase-III-Studie EURTAC mit großem Interesse aufgenommen. Darin wurde die Monotherapie mit Erlotinib (Tarceva®) in der Erstlinientherapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) bei Patienten mit nachgewiesener EGFR-aktivierender Mutation mit einer Chemotherapie verglichen - erstmals bei kaukasischen Patienten. Der Tyrosinkinase-Hemmer verlängerte signifikant das progressionsfreien Überleben und das Gesamtüberleben.

Die Wirkung von EGFR-Tyrosinkinase-Hemmern (EGFR-TKI) wie Erlotinib ist abhängig vom EGFR-Mutationsstatus. Patienten mit aktivierenden Mutationen sprechen besser auf EGFR-TKI an. Allerdings gilt dies nicht für alle aktivierenden Mutationen. Nachgewiesen ist der Zusammenhang für zwei bestimmte Mutationen: Exon 19 Deletion und Exon 21 L858R Mutation.

OPTIMAL-Studie zeigte Effektivität bei Asiaten
Zunächst haben sich die EGFR-TKI in der Zweitlinientherapie des NSCLC etabliert. In der First-Line-Therapie zeigte die OPTIMAL-Studie bei asiatischen Patienten mit nachgewiesener EGFR-aktivierender Mutation die Effektivität von Erlotinib. Das progressionsfreie Überleben wurde mit Erlotinib im Vergleich zur Chemotherapie mit Carboplatin/Gemcitabin auf 13,1 versus 4,6 Monate signifikant verlängert (Hazard-Ratio: 0,16, p<0,0001).

Design der EURTAC-Studie
In der EURTAC (european Erlotinib versus chemotherapy)-Studie wurde der TKI Erlotinib mit einer Platin-basierten Chemotherapie in der First-Line-Therapie bei kaukasischen Patienten verglichen.

Um ein Patientenkollektiv mit aktivierenden EGFR-Mutationen zu selektionieren wurden 1227 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC gescreent, 174 Patienten wiesen eine der entsprechenden Mutationen (Exon 19 oder 21) auf und bekamen randomisiert Erlotinib 150 mg täglich oder eine Platin-basierte Chemotherapie. Primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte waren Ansprechrate, Gesamtüberleben und Toxizität.

Progressionsfreies Überleben signifikant verlängert
In die erste Zwischenauswertung flossen die Daten von 153 Patienten ein, die Patientencharakteristika waren im Chemotherapie- und Erlotinib-Arm vergleichbar. Das mediane Alter betrug 64 bzw. 65 Jahre.

Der primäre Studienendpunkt wurde erreicht: Das progressionsfreie Überleben war in der Erlotinib-Gruppe mit 9,4 Monaten signifikant länger als das der Chemotherapie-Patienten mit 5,2 Monaten (Hazard-Ratio 0,42; p<0,0001). Auch die Ansprechrate war mit Erlotinib signifikant höher und betrug 54,4% im Vergleich zu 10,5% bei alleiniger Chemotherapie (p<0,0001). Aufgrund der hohen Crossover Rate konnte bislang kein signifikanter Unterschied in den noch präliminären Überlebensdaten gezeigt werden (mediane Überlebenszeit: 22,9 Monate gegenüber 18,8 Monate; Hazard-Ratio 0,80; p=0,42).

Weniger hämatologische Toxizität
Zielgerichtete Therapien unterscheiden sich in ihrem Nebenwirkungsspektrum von klassischen Zytostatika, was auch in der EURTAC-Studie bei der Analyse der Toxizitätsdaten deutlich wird: Mit der zielgerichteten Therapie traten signifikant weniger hämatologische Toxizitäten auf. Häufigste unerwünschte Wirkungen mit dem TKI waren Diarrhö (57,3%), Asthenie (53,3%) und Rash (49,3%).

Fazit: Effektivität in der First-Line-Therapie bei kaukasischen Patienten belegt
Der Vorteil beim progressionsfreien Überleben für Erlotinib gegenüber einer Chemotherapie fiel zwar verglichen mit den Ergebnissen der OPTIMAL-Studie bei asiatischen Patienten etwas kleiner aus. Asiatische Patienten unterscheiden sich aber in einigen Patientencharakteristika und auch in genetischen Variablen von einem kaukasischen Patientenkollektiv. Daher ist der zusätzliche Nachweis bei kaukasischen Patienten wichtig und belegt die Effektivität des EGFR-TKI Erlotinib in der First-Line-Therapie des metastasierten NSCLC, selektioniert nach bestimmten aktivierenden EGFR-Mutationen.

Quellen
[1] Zhou C, et al. ESMO 2010; Abstract LBA13.
[2] Rosell R, et al. ASCO 2011 Abstract#7503.
[3] Spigel DR, et al. ASCO 2011 Abstract#7505.

(bma)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Martin Reck, Großhansdorf