krebsgesellschaft.de, 05.07.2011

ASCO 2011

TREAT-Studie: Adjuvante Chemotherapie mit Cisplatin/Pemetrexed bei NSCLC

Die Zahl der Studien zur adjuvanten Chemotherapie beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom ist sehr begrenzt. Bei der ASCO-Tagung 2011 wurde eine deutsche Phase-II-Studie vorgestellt, in der die Kombination Cisplatin/Pemetrexed als mögliche Alternative zur gängigen Kombination Cisplatin/Vinorelbin untersucht wurde. Der Schwerpunkt der Studie lag auf der Verträglichkeit und der Durchführbarkeit der Therapie. Dabei war die Pemetrexed-Kombination überlegen, Ergebnisse zur Effektivität müssen noch abgewartet werden. 

Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) wird in etwa 30% der Fälle im Stadium I oder II diagnostiziert. Standardtherapie in diesen Stadien ist die komplette Resektion des Primärtumors einschließlich Lymphknotendissektion. Trotz des kurativen Therapieansatzes ist die Langzeitprognose der betroffenen Patienten schlecht: Die 5-Jahres-Überlebensraten bewegen sich in Abhängigkeit von Tumorgröße und Lymphknotenbefall zwischen 67% und 23%. Häufig treten im Verlauf Fernmetastasen auf, die wahrscheinlich zum Operationszeitpunkt bereits als Mikrometastasen vorhanden sind. Diese Patienten könnten daher von einer adjuvanten Systemtherapie profitieren.

Toxizität der Therapie – ein Problem in der Adjuvanz
Ein Problem der adjuvanten Therapie ist die Toxizität, denn die Therapie soll bei Patienten durchgeführt werden, die sich nach einem lungenchirurgischen Eingriff befinden und häufig pneumologische Begleiterkrankungen haben. Nur bei Patienten, die sich nach der Operation schnell erholen und einen guten postoperativen Allgemeinzustand haben, kommt eine adjuvante Chemotherapie in Betracht.

Zu der Thematik gibt es allerdings nur wenige Studien, denn um hier einen Überlebensvorteil zu zeigen, sind sehr lange Follow-Up-Zeiten nötig. Nachgewiesen ist eine Verlängerung des Gesamt- und krankheitsfreien Überlebens für Cisplatin-haltige Kombinationsschemata, in den meisten Studien wurde Vinorelbin als Kombinationspartner eingesetzt. Allerdings ist die Toxizität von Vinorelbin häufig ein Grund für einen vorzeitigen Therapieabbruch.

TREAT-Studie: Prüfung einer alternativen adjuvanten Chemnotherapie mit besonderer Berücksichtigung der Verträglichkeit
Bei der ASCO-Tagung 2011 wurde eine Phase-II-Studie aus Deutschland vorgestellt, in der Cisplatin mit Pemetrexed (Alimta®) kombiniert wurde und geprüft wurde, ob mit dieser Kombination eine bessere Compliance („Feasibility“) erreicht wird als mit Cisplatin/Vinorelbin.

132 Patienten, im Mittel 59 Jahre alt, bekamen nach vollständiger Tumorresektion (Stadium pIB–T3N1) randomisiert eine Chemotherapie mit Cisplatin plus Pemetrexed oder Vinorelbin.

Hauptziel der Studie war die Compliance bzw. die Machbarkeit der Therapien zu untersuchen, die folgendermaßen definiert war: Keine Grad 4 Neutro- oder Thrombozytopenie über mehr als sieben Tage, keine febrile Neutropenie Grad 3 oder 4, keine nicht hämatologische Toxizität Grad 3 oder 4, kein vorzeitiger Therapieabbruch und kein Todesfall.

Cisplatin/Pemetrexed besser durchführbar
Mit der Kombination Cisplatin/Pemetrexed wurde die bessere Compliancerate gemäß Definition erreicht (95,5% im Vergleich zu 75,4%, p=0,0001). Die vorgesehene Dosis konnte bei 74,6% in der Pemetrexed-Gruppe gegenüber 20% in der Vinorelbin-Gruppe verabreicht werden (p<0,0001). Außerdem konnten im Mittel im Pemetrexed-Arm wie geplant vier Zyklen gegenüber nur drei im Vinorelbin-Arm gegeben werden. Entsprechend wurde die Therapie mit Vinorelbin signifikant früher abgebrochen.

Weniger hämatologische Toxizität mit Pemetrexed
Hämatologische schwerwiegende Nebenwirkungen (Grad 3,4) waren bei den Patienten, die Pemetrexed bekommen haben, signifikant seltener als bei den mit Vinorelbin behandelten Patienten (10% vs. 74%), nicht-hämatologische waren vergleichbar häufig (33% vs. 31%).
Daher könnte die Kombination Cisplatin/Pemetrexed eine Alternative in der adjuvanten Chemotherapie mit etwas besserer Verträglichkeit sein.

Effektivität muss abgewartet werden
Über die Wirksamkeit der beiden Therapien und mögliche Unterschiede können zum jetzigen Zeitpunkt aus der Studie noch keine Schlüsse gezogen werden, da die Nachbeobachtungszeit dafür noch zu kurz ist. Immerhin weiß man aus Studien in der palliativen Situation, dass Cisplatin/Pemetrexed eine bei NSCLC wirksame Therapie ist.

Quellen
 [1] Kreuter M, et al. ASCO 2011 Abstract #7002.

(bma)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Martin Reck, Großhansdorf