krebsgesellschaft.de, 24.06.2011

ASCO 2011

Aromatasehemmer für die Prävention von Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen

Tamoxifen und Raloxifen, bewährte Substanzen in der adjuvanten Therapie, sind auf Grund ihrer schweren Nebenwirkungen und nur begrenzten Effektivität nicht zur Prävention von Mammakarzinomen geeignet. Für Aromatasehemmer ist bei besserer Verträglichkeit dagegen in adjuvanten Studien die Prävention eines kontralateralen Karzinoms belegt.

Exemestan: was ist von diesem Aromatasehemmer bei der primären Prävention von Brustkrebs zu erwarten?
Goss PE et al. konnten nun erstmals in einer randomisierten Studie nachweisen, dass Exemestan die Inzidenz von invasiven und in situ-Tumoren signifikant senkt. Patientinnen, die für die Studie in Frage kamen mussten einen der folgenden Risikofaktoren aufweisen: Alter > 60 Jahre, Gail score > 1,66%, sowie vorangegangen ADH, ALH, LCIS oder LDIS mit Mastektomie der betroffenen Brust. Im Zeitraum 2004-2010 konnten 4560 Frauen eingeschlossen werden. Randomisiert wurden sie entweder der Exemestan-Gruppe oder der Placebo-Gruppe zugeordnet. Zum Zeitpunkt des Einschlusses waren die Patientinnen im Durchschnitt 62.5 Jahre alt (37-90); Gail score war 2.3% (0.6-21), BMI 28.0kg/m² (15.9-65.4). Angaben zur Lebensqualität wurden mittels der SF-36 und MENQOL-Fragebögen erhoben. Somit waren 49% der Patientinnen älter als 60 Jahre und 40% hatten einen Gail score von über 1.66%. Bei 11% war bereits eine Mastektomie wegen eines ADH, ALH, LCIS oder LDIS durchgeführt worden. Nach durchschnittlich 35 Monaten wurden die Frauen nachuntersucht. Es wurden dabei in der Exemestan-Gruppe 11 invasive Mammakarzinome und in der Placebo-Gruppe 32  invasive Mammakarzinome gefunden. Das entspricht einer jährlichen Inzidenz von 0.19% vs. 0.55% (p=0.002).

Die meisten Tumore waren Östrogenrezeptor-positiv (7E/27P), HER2/neu-negativ (10E726P), ductale Tumore (10E/27P). Unter Einbeziehung der ductalen in situ-Karzinome betrug die jährliche Inzidenz 0.35% in der Exemestan-Gruppe gegen 0.77% in der Placebo-Gruppe (p=0.004). Nebenwirkungen wie Knochenfrakturen, Osteoporose, Hypercholesterinämie und kardiovaskuläre Zwischenfälle traten in beiden Gruppen gleich häufig auf und bei der Auswertung der Fragebögen zur Lebensqualität ergaben sich ebenfalls keine nennenswerten Unterschiede. Auf Grund dieser überzeugenden Daten lässt sich daher schlussfolgern, dass die primäre Prävention von invasiven und in situ-Tumoren bei postmenopausalen Frauen mit Exemestan möglich und sicher ist.

Ein weiterer Aromatasehemmer, das Anastrozol, wird im IBIS II Programm, einer weltweiten Studie mit inzwischen mehr als 6000 Studienteilnehmerinnen, davon knapp 900 aus Deutschland auf seine präventive Potenz untersucht. Die Studie rekrutiert noch ca. 1 Jahr. Man darf auch hier auf die Ergebnisse gespannt sein.

 

Quelle:  

Goss PE et al. Exemestane for primary prevention of breast cancer in postmenopausal women: NCIC CTG MAP.3 – A randomized, placebo.controlled clinical trial