krebsgesellschaft.de, 07.06.2011

ASCO 2011

XELOX bei Magenkarzinom

Operierte Patienten mit einem Magenkarzinom in den Stadien II und III können von einer adjuvanten Therapie mit Capecitabin und Oxaliplatin profitieren. So verbessert die Chemotherapie das krankheitsfreie Überleben bei ostasiatischen Patienten deutlich. Das belegen die Ergebnisse der Phase-III-CLASSIC-Studie, die auf dem ASCO-Kongress 2011 präsentiert wurden. Dies wird zumindest bei asiatischen Patienten das therapeutische Vorgehen beeinflussen.

Bei operablen Magenkarzinomen wird der chirurgische Eingriff empfohlen, auch wenn die Rezidivrate hoch ist. So tritt bei ungefähr 40 bis 80 Prozent der operierten Patienten die Krankheit erneut auf. Daher greift man auf die adjuvante Chemotherapie zurück, um das Rückfallrisiko zu senken. Allerdings gibt es dafür bislang kein allgemein anerkanntes Therapieregime.

Daher überprüften Wissenschaftler jetzt, ob eine adjuvante Chemotherapie mit Capecitabin und Oxaliplatin (XELOX) das Rezidivrisiko bei operierten Patienten mit Magenkarzinom senken kann.

Adjuvante Chemotherapie mit XELOX auf dem Prüfstand
Die Autoren verglichen in ihrer Studie die adjuvante XELOX-Therapie mit Beobachtung. In die Untersuchung waren Patienten aus China, Südkorea und Taiwan mit Magenkarzinom in den Stadien II, IIIa und IIIb nach D2-Gastrektomie eingeschlossen. Der Eingriff sollte nicht mehr als sechs Wochen vor Randomisierung zurückliegen und die Betroffenen hatten zuvor weder Radio- noch Chemotherapie erhalten. Die Intention-to-Treat-Populationen umfassten im XELOX-Arm 520 Patienten und im Beobachtungsarm 515 Patienten. Primärer Endpunkt der Studie war das krankheitsfreie Überleben (disease-free survival, DFS). Der mediane Studienzeitraum betrug 34,4 Monate.

XELOX verbessert krankheitsfreies Überleben
Die Analyse der Daten zeigte, dass XELOX das krankheitsfreie Überleben gegenüber alleiniger Beobachtung deutlich verbesserte (Hazard Ratio [HR] 0,56; 95%-Konfidenzintervall [CI] 0,44-0,72; p<0,0001). Das 3-Jahres-DFS lag in der XELOX-Gruppe bei 74 Prozent und in der Beobachtungsgruppe bei 60 Prozent. Zwar verbesserte sich auch das Gesamtüberleben unter XELOX, doch war dieser Unterschied bei zu kurzer Nachbeobachtungszeit noch nicht signifikant besser als in der Beobachtungsgruppe (HR 0,74; 95%-CI 0,53-1.03, p=0,0775).

Neutropenie einzige XELOX-Nebenwirkung, die mehr als zehn Prozent betraf
Mit XELOX im Zusammenhang stehende unerwünschte Wirkungen der Grade 3/4 traten bei fast der Hälfte der Patienten auf (49%, 244 von 496 Personen der Population zur Sicherheitsanalyse). Dabei stellte sich die Neutropenie als einzige Nebenwirkung heraus, die bei mehr als 10 Prozent der Betroffenen auftrat (21%, 106 von 496 Personen). Schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkungen Grad 3/4 ließen sich bei 7 Prozent der Teilnehmer unter XELOX feststellen (34 von 496 Personen). Insgesamt verstarben in der XELOX-Gruppe 13 Prozent der Patienten der Sicherheitspopulation (62 von 496 Personen) und in der Beobachtungsgruppe 17 Prozent (80 von 496 Personen). Die häufigste Todesursache war die Krankheitsprogression.

Neues Therapieschema für asiatische Patienten
Demnach profitieren Patienten nach D2-Gastrektomie von einer adjuvanten Chemotherapie mit Capecitabin und Oxaliplatin. Daher könnte die adjuvante halbjährige XELOX-Therapie zumindest bei asiatischen Patienten mit Magenkarzinom in den Stadien II oder III künftig der Behandlungsstandard sein. In Europa gilt derzeit eine neoadjuvante/perioperative Chemotherapie bei vergleichbaren Patienten als Therapiestandard. Zwar werden die Ergebnisse das therapeutische Vorgehen in Europa weniger stark beeinflussen. Dennoch kommt eine XELOX-Therapie eventuell auch für europäische Patienten infrage, die keine neoadjuvante Chemotherapie erhalten konnten, vor allem dann wenn ein positiver Lymphknotenstatus vorliegt.

(aks)

Quelle:
Kim Y et al.: Adjuvant capecitabine and oxaliplatin for gastric cancer: Results of the phase III CLASSIC trial. J Clin Oncol 2011; 29 (suppl. abstr LBA4002)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Lordick, Braunschweig