krebsgesellschaft.de, 03.06.2011

ASCO 2011

HCC-Therapie mit Sunitinib

Sunitinib ist Sorafenib offenbar nicht überlegen, wenn es um die Therapie des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms geht. Auf dem ASCO-Kongress 2011 vorgestellte Studienergebnisse zeigen, dass nicht operable oder interventionell nicht behandelbare Patienten hinsichtlich des Gesamtüberlebens vor allem von einer Sorafenib-Therapie profitieren. Daher bietet sich bei diesen Patienten weiterhin die Behandlung mit Sorafenib an.

Gegenwärtig gilt die Gabe des Tyrosinkinase-Inhibitors Sorafenib als Standardtherapie bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC), für die weder eine Operation noch eine interventionelle Therapie infrage kommt. Allerdings zeigte das oral zu applizierende Sunitinib, ebenfalls ein Tyrosinkinase-Inhibitor, in Phase-II-Studien Antitumoreffekte bei HCC. Somit bot sich der Vergleich der Wirksamkeit und der Sicherheit von Sunitinib und Sorafenib in einer Phase-III-Studie an.

Über 1.000 Patienten eingeschlossen
Aufnahme in die Studie fanden 1.073 Patienten mit fortgeschrittenem HCC und Stadium Child-Pugh A, einen Eastern Cooperative Oncology Group Performance Status (PS) 0/1 sowie ohne vorherige systemische Chemotherapie. Die Teilnehmer wurden nach den Kriterien geographische Region, frühere transarterielle Chemoembolisation (TACE) und Tumorinvasion eingeteilt. Die Zuordnung zu einer der beiden Therapiegruppen erfolgte randomisiert: entweder 37,5 mg Sunitinib täglich (n=529) oder 400 mg Sorafenib zweimal täglich (n=544). Als primärer Endpunkt galt das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, die progressionsfreie Zeit (time to progression, TTP) und die Sicherheit.

Vorzeitiger Studienabbruch auch wegen Sicherheitsbedenken
Die Rekrutierung der Patienten erfolgte zwischen Juli 2008 und Mai 2010. Dann wurde die Studie von einem unabhängigen Komitee abgebrochen, da es keine Hinweise auf eine bessere Wirksamkeit von Sunitinib gab. Ein anderer Anlass waren Sicherheitsbedenken. Die Patienten wurden informiert und der Abbruch der Sunitinib-Therapie empfohlen. Allerdings konnten die Studienärzte die Therapie bei klinischem Nutzen fortsetzen.

Die mediane Beobachtungszeit betrug in der Sunitinib-Gruppe 7,4 und in der Sorafenib-Gruppe 7,8 Monate. Andere Parameter unterschieden sich in beiden Gruppen nicht wesentlich, so lagen der Anteil asiatischer Patienten bei 76 Prozent unter Sunitinib und bei 75 Prozent unter Sorafenib oder das mediane Alter in beiden Gruppen bei 59 Jahre. Männlichen Geschlechts waren 82 beziehungsweise 84 Prozent der Teilnehmer. Weiterhin hatten zum Beispiel 16 beziehungsweise 17 Prozent der Patienten zuvor mehr als drei TACE erhalten.

Sorafenib mit besserem Gesamtüberleben
Nach Analyse der Daten zeigte sich, dass Sorafenib das Gesamtüberleben deutlich günstiger beeinflusste. Es betrug in der Sunitinib-Gruppe 8,1 Monate und in der Sorafenib-Gruppe 10 Monate (Medianwerte, Hazard Ratio [HR] 1,31; 95%-Konfidenzintervall [CI] 1,13-1,52; p=0,0019). Bei Patienten mit einer Hepatitis B unterschied sich das Gesamtüberleben in einer Post-hoc-Analyse nicht signifikant: 7,8 Monate unter Sunitinib (n=290) und 7,9 Monate unter Sorafenib (n=288) (HR 1,09; 95%-CI 0,9-1,32; p=0,236).

Vergleichbares progressionsfreies Überleben und ähnliche TTP
Das progressionsfreie Überleben lag in der Sunitinib-Gruppe bei 3,6 Monate und in der Sorafenib-Gruppe bei 2,9 Monaten (HR 1,12; 95%-CI 0,98-1,29; p=0,1386). Die TTP betrug 4,1 beziehungsweise 4 Monate (HR 1,13; 95%-CI 0,97-1,31; p=0,1785).

In die Population zur Sicherheitsanalyse waren 526 Patienten unter Sunitinib und 541 unter Sorafenib eingeschlossen. Grad-3/4-Nebenwirkungen traten bei 82 beziehungsweise 73 Prozent der Patienten auf. Die häufigsten in der Sunitinib-Gruppe waren Thrombozytopenie und Neutropenie, in der Sorafenib-Gruppe Hautveränderungen. Aufgrund der unerwünschten Wirkungen brachen 26 Prozent der Patienten in der Sunitinib-Gruppe und 23 Prozent in der Sorafenib-Gruppe die Therapie ab. Schwere Nebenwirkungen traten bei 44 und 36 Prozent der Teilnehmer auf.

Sorafenib bleibt Therapiestandard
In dieser Untersuchung konnte für Sunitinib keine bessere Wirksamkeit bei fortgeschrittenem HCC gezeigt werden. Bezüglich des Gesamtüberlebens erwies sich Sorafenib sogar als überlegen. Wobei bei Patienten mit Hepatitis B beide Wirkstoffe ähnlich effektiv waren. Das galt auch für das progressionsfreie Überlegen und die TTP. Allerdings kam es in der Sunitinib-Gruppe häufiger zu toxischen Wirkungen.

Somit bleibt Sorafenib aufgrund der fehlenden Vorteile für Sunitinib der Therapiestandard bei HCC-Patienten im Child-Pugh-A-Stadium, die nicht operiert oder interventionell behandelt werden können. Das gilt mit Einschränkungen offenbar auch für das Child-Pugh-B-Stadium.

(aks)

Quelle:
Cheng A, et al.: Phase III trial of sunitinib (Su) versus sorafenib (So) in advanced hepatocellular carcinoma (HCC). J Clin Oncol 2011; 29 (suppl. abstr 4000)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Lordick, Braunschweig