krebsgesellschaft.de, 31.05.2011

ASCO 2011

Imatinib bei GIST

Auf dem ASCO-Kongress 2011 konnten wichtige Daten zur adjuvanten Therapie mit Imatinib bei gastrointestinalen Stromatumoren vorgestellt werden. Es zeigte sich, dass eine dreijährige Therapie gegenüber einer einjährigen Therapie deutliche Vorteile bietet: Sie verlängert sowohl das rezidivfreie als auch das Gesamtüberleben bei Hochrisiko-Patienten. [1] Demnach sollten Patienten mit hohem Rückfallrisiko eine dreijährige adjuvante Imatinib-Therapie erhalten.

Imatinib (Glivec®) ist eine wertvolle Therapieoption bei der Behandlung metastasierter gastrointestinaler Stromatumoren (GIST). Seit einigen Jahren wird der Wirkstoff auch zur adjuvanten Therapie bei Patienten mit GIST eingesetzt. Grundlage dafür waren die Ergebnisse der Z9001-Studie. In der Studie hatte sich herausgestellt, dass operierte Patienten von einer einjährigen Imatinib-Therapie profitieren können. Verglichen mit Placebo verbesserte sich das rezidivfreie Überleben signifikant. So blieben in der Imatinib-Gruppe nach einem medianen Beobachtungszeitraum von 19,7 Monaten 98 Prozent der Patienten frei von einem Rezidiv, in der Placebo-Gruppe waren es 83 Prozent (Hazard Ratio [HR] 0,35; 95%-Konfidenzintervall [CI] 0,22-0,53; p<0,0001). [2]

Längere Therapie mit noch besserer Wirkung?
Demnach ist die einjährige adjuvante Therapie mit Imatinib effektiv. Doch kann eine längere Therapiedauer die positive Wirkung bei GIST-Patienten mit hohem Rezidivrisiko noch verstärken? Diese Frage stellten sich europäische Wissenschaftler und überprüften ihrer These in der SSGXVIII-Studie, die auf dem ASCO 2011 als Late Breaking Abstract Nr. 1 veröffentlicht wurde. [1]

In die Phase-III-Studie waren insgesamt 400 Patienten eingeschlossen, von denen je 200 täglich 400 mg Imatinib oral entweder für zwölf Monate oder für 36 Monate erhielten. Bei allen Teilnehmern lag ein histologisch gesicherter KIT-positiver GIST vor. Weitere Einschlusskriterien waren Operation des Primärtumors vor weniger als zwölf Wochen und hohes Rückfallrisiko. Die Analyse beruhte auf der Intention-to-Treat (ITT)-Population, die 397 Personen umfasste, da drei Patienten ihre Einwilligung zurückzogen. In der ITT-Population fanden sich auch 15 Patienten, bei denen in der erneuten zentralen Beurteilung der Tumorhistologie festgestellt wurde, dass kein GIST vorlag. Die Beobachtungszeit betrug 54 Monate (Medianwert). [1]

Weniger Rezidive bei längerer Therapiedauer
Im Vergleich der beiden Therapiestrategien erwies sich die dreijährige Imatinib-Behandlung bezüglich des rezidivfreien Überlebens (recurrence-free survival, RFS) als signifikant besser. Das 5-Jahres-RFS betrug nach 36 Monaten 65,5 Prozent und nach zwölf Monaten 47,9 Prozent (HR 0,46; 95%-CI 0,32-0,65; p<0,0001. Zudem besserte sich auch das Gesamtüberleben (overall survival, OS) deutlich. Das 5-Jahres-OS lag unter der längeren Imatinib-Therapie bei 92 Prozent und unter der einjährigen Therapie bei 81,7 Prozent (HR 0,45; 96%-CI 0,22-0,89; p=0,019). [1]

Imatinib auch bei längerer Therapiedauer verträglich
Imatinib erwies sich insgesamt als gut verträglich. Die Rate der Patienten, die die Imatinib-Therapie aus anderen Gründen als ein Rezidiv beendeten, war in der dreijährigen Behandlungsgruppe allerdings größer als in der einjährigen Therapiegruppe: 25,8 Prozent gegenüber 12,6 Prozent. [1] Auch in der Z9001-Studie hatte sich Imatinib als sichere Therapie herausgestellt. Die häufigsten ernsten Nebenwirkungen waren Dermatitis und abdominale Schmerzen mit jeweils drei Prozent der Patienten unter Imatinib sowie Durchfall mit zwei Prozent. [2]

Drei Jahre adjuvante Imatinib-Therapie für Hochrisiko-Patienten
Die überzeugenden Ergebnisse der SSGXVIII-Studie werden das therapeutische Vorgehen wahrscheinlich grundlegend beeinflussen. Da sich sowohl das rezidivfreie als auch das Gesamtüberleben bei GIST-Patienten mit hohem Rückfallrisiko, zum Beispiel hoher Risiko-Score nach Miettinen, bessern können, sollte bei ihnen künftig eine dreijährige adjuvante Behandlung mit Imatinib erwogen werden.

In weiteren Analysen wollen die Autoren der Studie die Auswirkungen der längeren Therapie auf molekulare GIST-Subtypen, wie KIT- und PDGFRA-Mutationen, auswerten. Hierbei könnte sich herausstellen, dass bestimmte Subtypen besonders von einer dreijährigen Imatinib-Behandlung profitieren, während diese Therapie bei anderen Untergruppen weniger oder gar keine Wirkung zeigt.

(aks)

Quellen:
[1] Joensuu H, et al.: Twelve versus 36 months of adjuvant imatinib (IM) as treatment of operable GIST with high risk of recurrence: Final results of a randomized trial (SSGXVIII/AIO). J Clin Oncol 2011; 29 (suppl): abstr LBA1

[2] Dematteo RP, et al.: Adjuvant imatinib mesylate after resection of localised, primary gastrointestinal stromal tumour: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2009; 373: 1097-1104

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Lordick, Braunschweig