krebsgesellschaft.de, 09.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: GeparSixto: Vorliegen von BRCA-Mutationen erhöht pCR-Raten und Effektivität von Carboplatin

Die deutsche GeparSixto-Studie [1] der German Breast Group untersuchte die Hinzunahme von Carboplatin zu einer neoadjuvanten Chemotherapie mit wöchentlichem Paclitaxel und nicht-pegyliertem liposomalen Doxorubicin bei Patientinnen mit triple-negativem (TNBC) oder HER2-positivem Mammakarzinom. Hintergrund dieses Designs ist die Annahme, dass DNA-schädigende Platinderivate bei den genetisch empfindlichen triple-negativen Tumoren die Wirksamkeit einer Standardchemotherapie verbessern könnte. Zudem weisen Daten aus der Grundlagenforschung auf einen synergistischen Effekt von Carboplatin, Taxanen und Trastuzumab beim HER2-positiven Mammakarzinom hin.

Bereits 2013 wurden auf dem ASCO Ergebnisse präsentiert, die eine signifikante Verbesserung der Rate pathologischer Komplettremissionen (pCR) bei TNBC von 36,9% auf 53,2% mit Carboplatin zeigten. [2] In der nun vorgestellten Analyse wurde untersucht, inwiefern dieser Vorteil mit dem Vorliegen von Keimbahn-BRCA/RAD-Alterationen und einem familiär erhöhten Brust- oder Eierstockkrebsrisiko korreliert. Dazu wurden Proben von 294 Studienteilnehmerinnen untersucht. Bei ca. 15% fanden sich entsprechende Alterationen, und bei ca. einem Drittel der Patientinnen gab es Mamma- oder Ovarialkarzinome in der Familie.

Bei den 44 Patientinnen mit BRCA/RAD-Keimbahnalterationen lag die pCR-Rate bei 54,5%, bei den 250 negativ getesteten Patientinnen hingegen nur bei 41,6% (p=0,11). Patientinnen mit familiärer Vorbelastung (n=101) erreichten eine pCR-Rate von 48,5%, die anderen Patientinnen (n=193) 40,9% (p=0,21). Die höchste pCR wurde bei Patientinnen erzielt, bei denen beide Risikofaktoren vorlagen (63,6%); bei Definition der pCR als ypT0/is ypN0* lag die pCR-Rate in dieser Gruppe sogar bei 81,8%.

Die Korrelation der beiden Risikofaktoren mit den unterschiedlichen Therapieregimen ergab, dass von der Hinzunahme von Carboplatin insbesondere die Patientinnen mit familiärer Vorbelastung und ohne BRCA/RAD-Alteration profitierten, und zwar mit einer Steigerung der pCR-Rate um 26,7% (pCR 30,8 vs. 57,5%; OR 3,04; p=0,02). Bei Vorliegen einer Alteration zeigte sich – unabhängig von der Familienanamnese – ein 23,2%-iger Vorteil für die Carboplatin-Gruppe (pCR 43,5 vs. 66,7%; OR 2,60; p=0,13). Fehlten beide Risikofaktoren, war der zusätzliche Nutzen von Carboplatin geringer (pCR 34,5 vs. 46,0%; OR 1,61; p=0,13). [3]

BRCA-Mutationen und eine familiäre Vorbelastung bestätigten sich somit als Prädiktoren für höhere pCR-Raten nach neoadjuvanter Anthrazyklin/Taxan-basierter Chemotherapie beim triple-negativen Mammakarzinom. Eine Addition von Carboplatin erscheint vor allem bei Vorliegen familiärer Risikofaktoren und/oder BRCA-Mutationen sinnvoll.

(pp)

In Zusammenarbeit mit Prof. Sibylle Loibl, Neu-Isenburg

* pCR-Definitionen nach neoadjuvanter Therapie:

  • ypT0ypN0: kein invasives und kein In-situ-Karzinom (DCIS) in Brust und Axilla
  • ypT0/is ypN0: kein invasives Karzinom in Brust und Axilla, ohne Berücksichtigung von DCIS
  • ypT0/is: kein invasives Karzinom, ohne Berücksichtigung von DCIS und Lymphknotenstatus

Quellen:
[1] NCT 01426880
[2] Von Minckwitz G et al. Lancet Oncol. 2014 Jun;15(7):747-56
[3] Von Minckwitz G et al. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 1005) + oral presentation