krebsgesellschaft.de, 09.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: Aromatasehemmer+GnrH-Analoga in der Prämenopause adjuvant effektiver als Tamoxifen?

Bei prämenopausalen Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom senkte eine Therapie mit Aromatasehemmern bei gleichzeitiger Ovarsuppression oder Ovarektomie das Rezidivrisiko signifikant besser als Tamoxifen. Dies ergab eine auf dem ASCO präsentierte gemeinsame Analyse zweier Phase-III-Studien.

In die TEXT- und die SOFT-Studie wurden insgesamt fast 6000 prämenopausale Frauen eingeschlossen, die zur einer fünfjährigen Behandlung mit entweder Exemestan oder Tamoxifen randomisiert wurden. In der SOFT-Studie (n=3066) erhielten die Patientinnen entweder Tamoxifen oder Exemestan; in zwei Studienarmen wurde gleichzeitig die Ovarialfunktion entweder durch Ovarektomie, durch das GnRH-Analogon Triptorelin oder durch Radiomenolyse unterdrückt. Eine dritte, nicht ovarsupprimierte Gruppe wurde mit Tamoxifen allein behandelt. Hingegen erhielten in der TEXT-Studie alle Frauen das GnRH-Analogon Triptorelin und zusätzlich entweder Exemestan oder Tamoxifen.

Primärer Endpunkt der Studien war jeweils das krankheitsfreie Überleben (DFS). Aufgrund der im geplanten Studienzeitraum geringen Zahl von Ereignissen wurde 2011 eine Protokollergänzung beschlossen, um beide Studien gemeinsam auszuwerten zu können. Diese kombinierte Analyse wurde nun vorgestellt.

Nach einem medianen Follow-up von 5,7 Jahren waren in der Tamoxifen-Gruppe 298 DFS-Ereignisse aufgetreten und 216 in der Exemestan-Gruppe. Das DFS nach 5 Jahren lag bei 91,1% unter Exemestan gegenüber 87,3 % unter Tamoxifen (HR 0,72 [95% CI 0,60–0,85]; p=0,0002), was einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens um 28% entspricht. Der Effekt war konsistent in allen Subgruppen, und der Wirksamkeitsvorteil zeigte sich auch bei sekundären Endpunkten: Das relative Risiko für ein Rezidiv wurde durch Exemestan um 34% reduziert (HR 0,66 [95% CI 0,55–0,80]; p < 0,0001) und das Metastasierungsrisiko um 22% (HR 0,78 [95% CI 0,62–0,97]; p = 0,02). Hinsichtlich des Gesamtüberlebens gab es nach fünf Jahren keinen signifikanten Unterschied (95,9% vs. 96,9%; HR 1,14 [95% CI 0,86–1,51]; p = 0,37).

Zu Nebenwirkungen vom Grad 3/4 kam es bei 31% der Frauen in der Exemestan- und bei 29% in der Tamoxifen-Gruppe; mit 16% brachen mehr Exemestan-Patientinnen die Therapie ab als Patientinnen, die Tamoxifen erhielten (11%).

Fazit
Seit vielen Jahren ist die (mindestens) fünfjährige Behandlung mit Tamoxifen Standard in der adjuvanten Therapie prämenopausaler Hormonrezeptor-positiver Patientinnen; die zusätzliche Suppression der Ovarialfunktion wird aktuell nicht mehr empfohlen. Kurzfristigen Einfluss auf nationale und internationale Leitlinien dürften die nun präsentierten Studienergebnisse vermutlich nicht haben, da die Nachbeobachtungszeit von lediglich 5,7 Jahren für ein endokrines adjuvantes Setting sehr kurz ist und die bessere Effektivität wie auch die Langzeitverträglichkeit erst nach einem längeren Follow-up bestätigt werden sollten. Da der dritte Arm der SOFT-Studie zur Tamoxifen-Monotherapie noch nicht mit ausgewertet wurde, bleibt außerdem abzuwarten, ob diese bewährte Option nicht doch ausreichend oder sogar einer Therapie mit Ovarsuppression überlegen sein könnte.

Bei Kontraindikation von Tamoxifen – beispielsweise aufgrund erhöhter Thrombosegefahr oder bei Prädisposition für das Auftreten eines Endometriumkarzinoms – existiert aber nunmehr eine alternative Behandlungsmöglichkeit.

(pp)

In Zusammenarbeit mit Prof. Sibylle Loibl, Neu-Isenburg

Quellen:
Pagani O et al. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr LBA1) + oral presentation
Pagani O et al. N Engl J Med. 2014 Jun 1. [Epub ahead of print]