krebsgesellschaft.de, 30.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: RektumCa: Intensivierung der präoperativen Chemotherapie durch Oxaliplatin?

Beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom besteht das Standardvorgehen in Deutschland zumeist in der Durchführung einer präoperativen fluoropyrimidinbasierte Radiochemotherapie, gefolgt von Operation (TME, totale mesorektale Exzision) und einer postoperativen Chemotherapie. Die Fernmetastasierungsraten sind jedoch trotz der in den letzten Jahren deutlich verbesserten lokalen Kontrolle sehr hoch. Ob sich dies durch eine Intensivierung der systemischen Therapie mit Oxaliplatin – analog zum Vorgehen beim Kolonkarzinom – verbessern lässt, prüften die beiden Phase III-Studien CAO/ARO/AIO-04 und PETACC-6.

Beide hauptsächlich in Deutschland durchgeführten Studien wurden parallel durchgeführt und schlossen Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom ein (T3 oder T4 und/oder N+). In der CAO/ARO/AIO-04-Studie mit 1256 Patienten erfolgte eine Chemotherapie mit 5-FU, in der PETACC-6-Studie mit 1069 Patienten mit Capecitabin - jeweils mit oder ohne Oxaliplatin. Hauptzielgröße war in beiden Studien die Verbesserung des 3-Jahres-krankheitsfreien Überlebens (3-J-DFS); diese sollte durch die Intensivierung sowohl des prä- als auch des postoperativen Therapieteils durch Oxaliplatin um etwa 7% verbessert werden. Das jeweilige Studiendesign zeigen Abbildungen 1 und 2.

Widersprüchliche Ergebnisse beim DFS
In der CAO/ARO/AIO-04-Studie führte die Oxaliplatin-Intensivierung zu einer signifikanten Verbesserung des 3-Jahres-DFS-Raten, mit 71,2% vs. 75,9% entsprechend einer Reduktion des Rezidivrisikos um 21% (p=0,03). Im Gegensatz dazu fand sich in der PETACC-6-Studie kein Unterschied im gleichen Endpunkt,, der Capecitabin-Arm schnitt tendenziell sogar etwas besser ab (3-Jahres-DFS-Raten: 74,5% vs. 73,9%; p=0,78).

Zusammenfassender Kommentar:
Beide Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse bezüglich der Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens. Im präoperativen (neoadjuvanten) Therapieteil dürfte Oxaliplatin wohl aber keine Bedeutung haben; bereits 3 weitere Studien haben einen vergleichbaren lokalen Effekt (in pathohistologischen Remissionen, Tumorkontrollraten, etc. gezeigt). Die Ergebnisse sprechen auch nicht eindeutig für die Addition von Oxaliplatin im postoperativen (adjuvanten) Therapieteil, senn die PETACC-Studie hatte hier keinen (zusätzlichen) Vorteil gezeigt, wenn eine optimale Systemtherapie verabreicht wird. Am ehesten solllte hinsichtlich der adjuvanten Therapie der Schluss gezogen werden, dass eine adjuvante Therapie nicht mit Bolus-5-FU alleine durchgeführt werden sollte – dies war der Standardarm in der CAO/ARO/AIO-04-Studie, der absolut gesehen das schlechteste Ergebnis hinsichtlich des 3-Jahres-DFS (mit nur knapp 71%, siehe oben) gezeigt hatte. Somit erscheint es auch beim Rektumkarzinom am sinnvollsten zu sein, eine „optimierte“ Fluropyrimidin-Therapie, wie z.B. mit Capecitabin oder infusionalem 5-FU, durchzuführen.


Quellen:
[1] Rödel C et al. Preoperative chemoradiotherapy and postoperative chemotherapy with 5-fluorouracil and oxaliplatin versus 5-fluorouracil alone in locally advanced rectal cancer: Results of the German CAO/ARO/AIO-04 randomized phase III trial. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 3500).[2] Schmoll HJ et al. Preoperative chemoradiotherapy and postoperative chemotherapy with capecitabine and oxaliplatin versus capecitabine alone in locally advanced rectal cancer: Disease-free survival results at interim analysis. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 3501).

(ge)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dirk Arnold, Freiburg