krebsgesellschaft.de, 18.06.2014

ASCO 2014

ASCO 2014: Merkelzellkarzinom: Kein Überlebensvorteil durch adjuvante Chemotherapie

Merkelzellkarzinom: Kein Überlebensvorteil durch adjuvante Chemotherapie

Beim metastasierten Merkelzellkarzinom kann mit einer adjuvanten Chemotherapie zwar eine Verlängerung der Remissionsdauer erreicht werden. Das Gesamtüberleben scheint dadurch aber nicht verlängert zu werden, wie eine beim ASCO Annual Meeting 2014 in Chicago vorgestellte Untersuchung des weltweit größten Patientenkollektivs der National-Cancer-Datenbank (NCDB) ergab. Bestätigt wurde die adjuvante Radiotherapie als etablierte Option, die das Überleben von Patienten im Stadium I und II signifikant verlängert.

Merkelzellkarzinome sind seltene, aber äusserst aggressive neuroendokrine Tumore der Haut, die bei alleiniger R0-Resektion eine sehr hohe Rezidiv- und Metastasierungsrate aufweisen. Sie sind prinzipiell chemo- und strahlensensibel, sodass im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte neben der Exzision eine Radiotherapie und/oder eine systemische Chemotherapie zum Einsatz kommen. Der Vorteil der adjuvanten Radiotherapie zur Reduktion des Lokalrezidivrisikos wurde bereits in einer retrospektiven Analyse der SEER-Datenbank nachgewiesen und wird daher auch in den deutschen Leitlinien des Merkelzellkarzinoms empfohlen. Zum Effekt der adjuvanten Chemotherapie lagen bisher keine konklusiven Daten vor. 

Für die retrospektive Untersuchung wurden die Daten von insgesamt 6.908 Patienten aus dem NCDB-Register ausgewertet, darunter 3.369 mit nur einem Primärtumor, 1.474 mit lokoregionären Metastasen und 2065 mit Fernmetastasen. Bei den adjuvant bestrahlten Patienten die nur an einem Primärtumor (HR=0.75, p<0,0001) oder an lokoregionären Metastasen (HR=0,77, p=0,0006) litten, war das Überleben signifikant länger als ohne Radiotherapie. Für eine adjuvante Chemotherapie ergab sich kein Überlebensvorteil gegenüber keiner Chemotherapie (HR=1,07; p=0,37). Auch in der jüngere Patientengruppe (< 65 Jahre) im guten Allgemeinzustand war kein Überlebensvorteil durch eine Chemotherapie nachweisbar. 

Zusammenfassender Kommentar
Eine adjuvante Radiotherapie, nicht aber eine adjuvante Chemotherapie, verlängert das Überleben von Patienten mit Merkelzellkarzinom signifikant. Der Einsatz der adjuvanten Chemotherapie muss daher weiterhin sehr kritisch gesehen werden. Prospektive Studien zur Sicherung dieser Eindrücke fehlen noch. 

Quelle:
Bhatia S et al. Adjuvant radiation therapy and chemotherapy in Merkel cell carcinoma: Survival analysis of 6,908 cases from the National Cancer Data Base. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 9014).

(ge)

In Zusammenarbeit mit Prof. Jürgen Becker, Graz