krebsgesellschaft.de, 23.04.2012

DKK 2012

Hautkrebsscreening senkt Melanom-Sterblichkeit

Im Juli 2008 wurde das bundesweite gesetzliche Hautkrebsscreening eingeführt. Damit hat jeder Versicherte ab 35 den Anspruch, sich die Haut alle zwei Jahre auf Hautkrebs untersuchen zu lassen. Vorausgegangen war das einjährige SCREEN-Projekt in Schleswig-Holstein, dass beachtliche Ergebnisse lieferte: "Es wurden viele Frühformen von Hauttumoren entdeckt und heute sterben in Schleswig-Holstein halb so viele Menschen an einem malignen Melanom wie noch vor rund zehn Jahren", berichtete Prof. Dr. Eckhard Breitbart am DKK 2012. Auch Prof. Dr. Alexander Katalinic zeigte sich zuversichtlich, dass bundesweit durch das gesetzliche Hautkrebsscreening ebenfalls die Melanom-Sterblichkeit sinken wird.

Das Pilotprojekt SCREEN (Skin Cancer Research to Provide Evidence for Efectiveness of Screening in Northern Germany) wurde von 2003 bis 2004 in Schleswig-Holstein durchgeführt und prüfte die Durchführbarkeit und Effektivität eines flächendeckenden Hautkrebsscreenings - mit Erfolg: Dort führte das Screening nicht nur zur verbesserten Früherkennung von allen drei Hautkrebsformen (malignes Melanom, Basalzell- und Plattenepithelkarzinom), auch die Sterblichkeit am malignen Melanom sank. Damit seien alle Anforderungen eines Hautkrebsscreening erfüllt, betonte Prof. Breitbart, der zusammen mit Prof. Katalanic die Auswertung der der SCREEN-Daten im Rahmen eines Symposiums zum Hautkrebsscreening auf dem Deutschen Krebskongress präsentierte [1] und die auch bereits publiziert wurden [2,3].  

Von insgesamt 1.88 Millionen Berechtigten in Schleswig-Holstein (gesetzlich Versicherte ab 20 Jahren) nahmen 360.288 (19%) am Screening teil, mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer. Bei 15.983 Verdachtsfällen mit Biopsien wurde bei 2911 Personen ein Hauttumor entdeckt, davon 585 maligne Melanome (31% in situ), 1961 Basalzellkarzinome, 392 Plattenepithelkarzinome und 165 andere maligne Hauttumoren. Insbesondere wurden mit dem Screening viele Frühformen gefunden, so Breitbart. Durch dieses "Abfischen der Tumoren in frühen Stadien" - wie Prof. Katalinic es nannte - sank in Schleswig-Holstein dann auch die krankheitsspezifische Mortalität.

Melanom-Inzidenz stieg, Melanom-Mortalität sank
Während in Schleswig-Holstein die Melanom-Inzidenz während dem SCREEN-Projekt im Vergleich zu den Jahren davor deutlich anstieg, blieb diese in anderen Bundesländern wie dem Saarland relativ konstant. Ebenso blieb die krankheitsspezifische Mortalität im Saarland und in den anderen Bundesländern etwa gleich oder stieg sogar an. Dagegen wurde in Schleswig-Holstein ab 2003 ein steiler Abfall der Melanom-Mortalität um 50% (von 90 Fällen im Jahr 2000 auf 60 im Jahr 2009) beobachtet.

Erste Daten des nationalen Screenings weisen in die gleiche Richtung
Auch in den ersten beiden Jahren des bundesweiten Hautkrebsscreenings wurden deutlich mehr Hauttumoren diagnostiziert als in den Jahren davor. So stieg die Inzidenz von rund 193.000 Fällen im Jahr 2007 auf etwa 223.500 Fälle im Jahr 2009 und die Melanom-Inzidenz stieg im selben Zeitraum von 23.000 auf etwa 26.000, berichtete Prof. Katalinic. Die weitere Mortalitätsentwicklung des Melanoms nach deutschlandweiter Einführung des Hautkrebsscreenings werde weitere Evidenz bringen, ergänzte er. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die beachtliche Mortalitätsreduktion beim Melanom in Schleswig-Holstein hauptsächlich auf das Hautkrebsscreening zurückzuführen ist und es damit auch bundesweit in die gleiche Richtung gehen wird, so sein Abschlusskommentar.

(gem)


Quellen:

[1] Breitbart E.W. und Katalinic A. Sitzung: Hautkrebsscreening, DKK 2012, Berlin.
[2] Waldmann A et al. Skin cancer screening participation and impact on melanoma incidence in Germany - an observational study on incidence trends in regions with and without population-based screening. Br J Cancer. 2012 Feb 28;106(5):970-4.
3] Breitbart EW et al. Systematic skin cancer screening in Northern Germany. J Am Acad Dermatol. 2012 Feb;66(2):201-11.


In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jürgen Becker, Graz