krebsgesellschaft.de, 16.04.2014

DGP 2014

DGP 2014: Einsatz von 2nd-Line-Chemotherapie beim Lungenkarzinom

In deutschen zertifizierten Lungenkrebszentren erhalten nur in 40 - 60% der Fälle Lungenkarzinom-Patienten in klinischen Studien eine Zweitlinien-Chemotherapie. Auch Follow-up-Abstände von 6 Wochen scheinen die Behandlungshäufigkeit mit Second-Line-Chemotherapie nicht zu erhöhen. Um den Patienten Therapien nicht vorzuenthalten, wird manchmal die First-Line- als Erhaltungstherapie fortgesetzt. Die internationalen Empfehlungen zur Zweitlinien-Chemotherapie werden damit an deutschen Behandlungszentren nicht ganz umgesetzt. Griesinger et al. prüften, wie häufig im Behandlungsalltag Patienten eine Zweitlinien-Chemotherapie in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum erhielten und welche Gründe dagegen sprachen.

Bei der Analyse wurden alle zwischen 2009 und 2013 dokumentierten Lungenkrebsfälle Stadium IV am Pius-Hospital Oldenburg berücksichtigt. Die Patienten waren zwischen der Erst- und Zweitlinientherapie alle 6 bis 8 Wochen – entsprechend der S3-Leitlinien – evaluiert worden.

Insgesamt waren 203 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) Stadium IV diagnostiziert worden oder hatten ein Rezidiv bzw. eine Metastasierung einer zuvor lokalisierten Erkrankung und waren mit einer systemischen Erstlinien-Therapie behandelt worden. 16% (32) der Patienten erhielten eine Erhaltungstherapie, meist mit Bevacizumab. 176 der Patienten erlebten einen Progress nach der Erstlinien- oder nach der Erstlinien- inkl. Erhaltungstherapie. Zwei Drittel (66%, 117) der Patienten erhielten eine Zweitlinientherapie; etwa ein Drittel (34%, 59) nicht. Gründe für letzteres waren: Knochenmetastasierung, die eine Operation oder Strahlentherapie erforderlich machten, ZNS-Metastasen mit Radiatio sowie nicht-krebsbedingte Ursachen.Von 24 Patienten, die nach einer Erhaltungstherapie eine Zweitlinien-Chemotherapie benötigten, erhielten diese 20 der Patienten (83%).

Selbst in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum mit leitliniengerechtem Follow-up alle 6 bis 8 Wochen erhielten ein Drittel der Patienten keine Zweitlinientherapie, fassen die Autoren die Ergebnisse zusammen. Der Einsatz einer Maintenance-Therapie erhöhe jedoch die Chancen auf eine Second-Line-Therapie. Patienten mit multiplen Metastasen, v.a. in Knochen und ZNS lokalisiert und die eine Bestrahlung erforderlich machten, erhielten eher keine Zweitlinientherapie. Die Daten deuten darauf hin, dass eine Erhaltungstherapie eine gute Voraussetzung ist, eine Zweitlinientherapie zu erhalten. Sie sollte daher intensiver im Therapiealgorithmus mit berücksichtigt werden. Außerdem sollte, wenn möglich, ergänzend zur Strahlentherapie bei Knochen- und ZNS-Metastasen eine systemische Behandlung erfolgen.

(lb)

Quelle:
Griesinger F et al. Second line chemotherapy exposure in a German Cancer Society certified lung cancer center: single center experience of 3 years and relevance for maintenance therapy. DGP 2014, #V664.

In Zusammenarbeit mit Dr. David Heigener, Großhansdorf