krebsgesellschaft.de, 17.06.2012

2012 ASCO Annual Meeting

2012 ASCO Annual Meeting: Afatinib verdoppelt PFS beim NSCLC

Größte Aufmerksamkeit wurde auf dem 2012 ASCO Annual Meetingeiner Studie zum ersten Vertreter einer neuen Generation von Tyrosinkinase-Inhibitoren in der Therapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) zuteil. Die LUX Lung 3-Studie untersuchte die Effektivität und Verträglichkeit von Afatinib im Vergleich zu einer konventionellen Erstlinientherapie mit Pemetrexed/Cisplatin bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und einer aktivierenden Mutation (M+) des EGFR.

Die neuartige Substanz Afatinib unterscheidet sich von anderen bereits zugelassenen gegen EGFR gerichteten Wirkstoffen wie Gefitinib oder Erlotinib: Sie wirkt irreversibel und sie ist ein sogenannter Pan-HER-Inhibitor , blockiert also nicht nur EGFR (ErbB1) selbst, sondern auch die anderen relevanten Rezeptorkinasen der ErbB-Familie.

In der LUX Lung 3-Studie wurden 345 Patienten mit EGFR M+ im Verhältnis 2:1 zu entweder 40 mg täglich Afatinib oder Pemetrexed/Cisplatin (500 mg/m2 + 75 mg/m2 q21, bis zu 6 Zyklen) randomisiert. Der primäre Endpunkt, das progressionsfreie Überleben (PFS), wurde mit 11,1 Monaten durch eine Therapie mit Afatinib deutlich verlängert im Vergleich zur Standardtherapie (6,9 Monate) (HR: 0,58 [0,43–0,78]; p=0,0004). Bei Patienten mit den klassischen aktivierenden Mutationen (Del19/L858R; n=308), die in der Summe mehr als 90% aller Mutationen ausmachen, fiel der Unterschied noch größer aus: Sie profitierten von der neuen Therapie nahezu mit einer Verdopplung des PFS von 6,9 auf 13,6 Monate (HR=0,47 [0,34–0,65]; p<0,0001). Auch die objektive Ansprechrate war unter Afatinib-Therapie signifikant höher als unter der Chemotherapie (56% vs 23%; p<0,0001), ebenso verzögerte sich die Zeit bis zum Wiederauftreten erkrankungsbedingter Symptome wie Husten (HR=0,60, p=0,0072) und Atemnot (HR=0,68; p=0,0145).

Die häufigsten Nebenwirkungen unter Afatinib waren Diarrhoe (95%), Rash (62%) sowie Paronychie (57%) und entsprachen damit dem erwarteten Nebenwirkungsprofil von EGFR-Inhibitoren, wobei Diarrhoen vom Grad 3 und mehr etwas häufiger auftraten als bei den TKI der ersten Generation. Dennoch brachen nur 8% der Patienten die Afatinib-Therapie nebenwirkungsbedingt ab, während dies bei 12% in der Kontrollgruppe der Fall war. Die Verträglichkeit der Behandlung spiegelte sich auch in der Erhebung von Daten zur Lebensqualität per Patientenfragebogen wider: Die Patienten bewerteten ihre Lebensqualität signifikant besser unter Afatinib als unter der Vergleichstherapie. Die LUX-Lung 3-Studie, als Zulassungsstudie für Afatinib angelegt, ist die bisher größte prospektive Studie beim EGFR M+ NSCLC und darüber hinaus die erste Studie, in der eine Chemotherapie mit Pemetrexed/Cisplatin als Vergleichsarm gewählt wurde. Die auf dem ASCO 2012 erstmals präsentierten Daten sprechen für eine hohe klinische Relevanz in der Erstlinientherapie des EGFR M+ NSCLC. Ergebnisse zur Wirksamkeit bei anderen Mutationen sowie zum Gesamtüberleben stehen noch aus. Um die Effektivität und Verträglichkeit von Afatinib auch im Vergleich zu anderen zielgerichteten Optionen zu analysieren, wird die Substanz derzeit in der Erstlinientherapie gegenüber Gefitinib und in der Zweitlinientherapie gegenüber Erlotinib getestet.

Quelle:
Yang J CH, LUX-Lung 3: A randomized, open-label, phase III study of afatinib versus pemetrexed and cisplatin as first-line treatment for patients with advanced adenocarcinoma of the lung harboring EGFR-activating mutations. J Clin Oncol 30, 2012 (suppl; abstr LBA7500) + oral presentation

(pp)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Martin Reck, Großhansdorf