krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

ECC 2015

AR+ triple-negatives Mammakarzinom: Enzalutamid zeigt Wirkung

Der Androgenrezeptors (AR) könnte ein therapeutisches Ziel für Patientinnen mit AR-überexprimiertem, triple-negativem Mammakarzinom (TNBC) sein. Nachdem das Prinzip der AR-Blockade bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-negativem AR-positivem Mammakarzinom bewiesen worden war, wurde beim diesjährigen Europäischen Krebskongress Gesamtüberlebensdaten einer Phase-II-Studie mit dem AR-Inhibitor Enzalutamid vorgestellt. [1, 2]

Enzalutamid, ein potenter AR-Signalweg-Inhibitor, ist beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom eine etablierte Therapieoption. Im Vergleich mit Bicatulamid bzw. Placebo zeigte sich sowohl ein signifikanter Vorteil beim Gesamtüberleben (OS) als auch beim progressionsfreien Überleben (PFS). [3, 4] Die Eignung von Enzalutamid zur Behandlung von Androgenrezeptor-positivem (AR+) Mammakarzinom wird zurzeit in mehreren klinischen Studien untersucht. Traina et al. präsentierten auf dem Amerikanischen Krebskongress 2015 Interimsergebnisse der MDV3100-11-Studie, einer offene Phase-II-Studie, in der Enzalutamid bei Patientinnen mit metastasiertem AR+ TNBC untersucht wird. [5] Cortes et al. stellten auf dem Europäischen Krebskongress 2015 Gesamtüberlebensdaten vor.

Primärer Endpunkt der Studie war der klinische Nutzen, definiert als komplette bzw. partielle Remission oder Krankheitsstabilisierung nach 16 Wochen (CBR16) bei auswertbaren Patientinnen. Weitere Endpunkte waren Gesamtüberleben (OS), progressionsfreies Überleben (PFS), der klinische Nutzen nach 24 Wochen (CBR24), und die Verträglichkeit. Der AR wurde immunhistochemisch (ICH) und anhand einer AR-spezifischen Gensignatur mithilfe eines diagnostischen Gentests (PREDICT AR) bestimmt.

Insgesamt 118 Patientinnen mit einem immunhistochemisch nachweisbaren AR  > 0% wurden in die Studie eingeschlossen (Intent-to-treat Population). Fast die Hälfte der Patientinnen (n = 56, 47%) wurden anhand der Gensignatur  PREDICT als AR+ bestimmt. Die ITT-Population bestand aus 53 Patientinnen, das mediane Follow-up zum Zeitpunkt der Auswertung betrug 9,7 Monate.

 

AR-Status und Therapielinie mit verlängertem OS assoziiert

Das mediane OS in der ITT-Population betrug 12 Monate (95% CI; 7,1 – ∞). Besonders deutliche Unterschiede zeigten sich, als die Ergebnisse nach dem Gensignatur-Score ausgewertet wurden: Teilnehmerinnen mit PREDICT AR+ (n = 56; 47%) hatten das mediane OS noch nicht erreicht (95 % CI; 12,8  – ∞), bei AR- Patientinnen (n = 62; 53%) betrug das mediane OS 7,1 Monate (95% CI; 4,8 – 11,2). Unter den Patientinnen, die weniger ≤1 Vortherapie erhalten hatten, profitierten die der AR+ Subgruppe signifikant stärker von Enzalutamid  als die in der AR- Subgruppe. Eine multivariate Cox-Analyse von fünf potentiellen prognostischen Faktoren ergab, dass der anhand des PREDICT AR bestimmte AR-Status und die Therapielinie die einzigen Variablen sind, die signifikant mit einem verlängerten OS assoziiert sind.

Diese Daten bestätigen, dass Enzalutamid für Patientinnen mit AR+ TNBC, die üblicherweise eine Chemotherapie erhalten, eine neue Therapieoption darstellen könnte. Bei den Patientinnen mit AR-spezifischer Gensignatur war im Vergleich zu denen ohne diese ein verlängertes OS zu beobachten, vor allem bei nicht vorbehandelten Patientinnen.

Quellen: 
[1] Gucalp A et al. Clin Cancer Res 2013, 19(19), 5505-5512
[2] Cortes J et al. ESMO 2015; Abstract #1802
[3] Scher HI et al. N Engl J Med 2012, 367(13), 1187-1197
[4] Beer TM et al. N Engl J Med 2014, 371(5), 424-433
[5] Traina TA et al. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; Abstract #1003)

 

(srt)

In Zusammenarbeit mit Prof. Diana Lüftner, Berlin