krebsgesellschaft.de, 19.08.2011

Dokumentationsaufwand beim Mammakarzinom

Zur Betreuung einer Patientin mit Mammakarzinom gehört in einem zertifizierten Tumorzentrum neben der therapeutischen Versorgung auch die Dokumentation des Krankheitsverlaufs und der ergriffenen Maßnahmen. Wie groß der Aufwand dieser Dokumentation tatsächlich ist, war bisher nur schwer zu beziffern. Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums wurden an der Universitätsfrauenklinik Erlangen die einzelnen Schritte von der Erstdiagnose bis zur Nachsorge analysiert.

So erstrebenswert unter qualitätssichernden Aspekten die Führung von Krebspatienten in zertifizierten Strukturen einerseits sein mag, so fragwürdig erscheint sie möglicherweise andererseits bei einem Blick auf den nicht unerheblichen Dokumentationsaufwand.

Ermittelt wurden von der Primärdiagnose bis zur Nachsorge sämtliche Stationen, die eine Brustkrebspatientin – teilweise mehrfach (z.B. Chemotherapie, Strahlentherapie) – durchläuft. In jeder dieser Einheiten werden Patientendaten produziert und dokumentiert.

Mittels Befragung des beteiligten medizinischen Personals und Zeiterfassung konnten für die vorliegende Erhebung die durchschnittlicherweise üblichen Aufwände definiert und danach mit berufsgruppenspezifischen Kosten hinterlegt werden. Der personelle Dokumentationsaufwand wurde somit finanziell darstellbar.

467 Dokumentationseinheiten pro Patientin
An der Dokumentation einer Brustkrebserkrankung sind 467 Einheiten aus insgesamt 21 Fachbereichen und 25 Berufsgruppen beteiligt. Allein auf die Abklärung entfallen 67 der 467 Dokumentationseinheiten. Die Therapie erfordert 346, Nachsorge umfasst 23 und auf die Qualitätssicherung entfallen 31 Stationen. Mehr als die Hälfte aller dokumentierten Leistungen werden ambulant erbracht (58,5%), stationär sind es 16,9%.
Die tatsächlichen personellen Aufwände belaufen sich auf 4.079 Minuten mit Personalkosten von 2.597,70 Euro. Inbegriffen waren Mammografie-Screenings, neoadjuvante Chemotherapie, brusterhaltende Operation, Bestrahlung und zehn Jahre Nachsorge.

Angesichts der hohen Kosten sollte an der Schnittstellenoptimierung und den Einsparungsmöglichkeiten bei Mehrfachdokumentationen gearbeitet werden.

Quelle:
Beckmann MW, et al. Dokumentationsaufwand einer Patientin mit einem Mammakarzinom von Primärdiagnose bis Follow-up und verbundenen Ressourcen. Senologie 2011; 8: DOI: 10.1055/s-0031-1278019

(sm)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. Diana Lüftner, Berlin