krebsgesellschaft.de, 17.04.2012

DKK 2012

Catumaxomab bei malignem Aszites

Relative Lymphozytenzahl: Möglicher prädiktiver Marker für Catumaxomab bei malignem Aszites?

Catumaxomab ist zur intraperitonealen Behandlung des symptomatischen malignen Aszites zugelassen. Zur Vorhersage des potenziellen Überlebensvorteils im individuellen Fall haben Forscher nun mit der relativen Lymphozytenzahl möglicherweise einen prädiktiven Marker gefunden. Erste Ergebnisse brachte eine Langzeitauswertung der Zulassungsstudie, die auf dem Deutschen Krebskongress 2012 präsentiert wurde [1].

Catumaxomab ist ein monoklonaler Antikörper mit dreigeteiltem Wirkmechanismus: Er bindet gleichzeitig an T-Zellen, an das EpCAM-Antigen auf der Oberfläche von Tumorzellen und aktiviert über den Fc-Teil akzessorische Zellen des Immunsystems wie Makrophagen und Killerzellen. Auf diese Weise bringt Catumaxomab gezielt Immun- und Tumorzellen in räumliche Nähe zueinander. Wie schon die Zulassungsstudie zeigte, können Patienten mit EpCAM-positiven Tumoren neben einer Linderung der Symptome auch auf eine Verlängerung der punktionsfreien Zeit hoffen [2]. Konkrete Daten zum Langzeitüberleben und Hinweise auf einen prädiktiven Marker hat das nun vorliegende Langzeit-Follow-up ergeben [1].

Doppelte Fragestellung: Ansprechen und Überlebensvorteil

Die Überlebensanalysen wurden anhand der Sicherheitspopulation (Parazentese plus Catumaxomab n=157; alleinigen Parazentese n=88) aus der Zulassungsstudie durchgeführt. Alle berücksichtigten Patienten hatten zumindest einmalig Catumaxomab erhalten. Ziel der Analyse war es, Patienten mit deutlich verbessertem Gesamtüberlebens zu identifizieren. Dieser Benefit wurde dann im Rahmen einer weiteren Auswertung in Relation zur Art der Aszites-Behandlung sowie zur relativen Lymphozytenzahl (RLC) im Differentialblutbild vor Therapiebeginn gesetzt [1].

Hohe relative Lymphozytenzahl verbessert OS unter Catumaxomab

Das Follow-up ergab einen statistisch signifikanten Überlebensvorteil für Catumaxomab: Im Prüfarm lag das 6-Monats-Gesamtüberleben bei 28,9%, in der Kontrollgruppe bei 6,7% (p=0,0219; HR=0,649).

Einen positiven Einfluss auf das Überleben scheinen offensichtlich generell auch hohe relative Lymphozytenwerte (Anteil der Lymphozyten an der Gesamtleukozytenzahl) in der Baseline zu haben (cut-off 13%; p<0,0001). Der Benefit kann durch Catumaxomab weiter gesteigert werden: Bei Patienten mit einer RLC>13% (Prüfarm n=100; Kontrollarm n=59) zeigte sich im Catumaxomab-Arm eine deutliche Verlängerung des Gesamtüberlebens gegenüber der Kontrolle (p=0,0072; HR=0,518). Die 6-Monats-Überlebensrate stieg auf 37,0% gegenüber 5,2% in der Kontrollgruppe [1].

Bei der Zeit bis zur ersten Parazentese spielt die Lymphozytenrate offensichtlich keine entscheidende Rolle: Patienten mit einer RLC<=13% (p<0,0001; HR=0,159) bzw. >13% (p<0,0001; HR=0,182) profitierten gegenüber der Kontrollgruppe, die kein Catumaxomab erhalten hatte, in vergleichbarer Weise [1].

Fazit

Für Patienten mit konventionell therapierefraktärem malignem Aszites infolge epithelialer Karzinome steht mit dem intraperitoneal zu verabreichenden Antikörper Catumaxomab eine effektive Therapieoption zur Verfügung. Diese bedeutet für den Patienten einen gewissen Aufwand sowie ein bekanntes Maß an Toxizität und verursacht hohe Kosten. Prädiktive Marker, die den Benefit von Catumaxomab vorhersagen lassen oder zumindest wahrscheinlicher machen, sind deshalb gesucht.

Die vorgelegte Studie gibt Hinweise darauf, dass das adoptive Immunsystem eine wesentliche Rolle spielt und Patienten mit einem entsprechend ausgeprägten relativen Anteil an Lymphozyten im Differentialblutbild eine höhere Chance haben, langfristig von Catumaxomab zu profitieren.

Quellen:
[1] Heiss MM, et al. The role of relative lymphocyte count as a new biomarker for the effect of catumaxomab on survival in patients with malignant ascites: follow-up results from phase II/III study. DKK 2012; Abstract # D21-0371
[2] Heiss MM, et al. The trifunctional antibody catumaxomab for the treatment of malignant ascites due to epithelial cancer: Results of a prospective randomized phase II/III trial. Int J Cancer (2010)

(sm)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Florian Lordick, Braunschweig